Wien - Kirchenkritiker haben sich erleichtert über den Verzicht Gerhard Maria Wagners auf das Amt des Linzer Weihbischofs gezeigt. "Ich bin der glücklichste Mensch", äußerte sich etwa der ÖVP-Politiker und Initiator der Katholischen Laieninitiative, Andreas Khol, Sonntagabend in der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum". Der Pastoraltheologe Paul Zulehner zollte hingegen Kardinal Christoph Schönborn Respekt für dessen Rolle als "Troubleshooter". Für Hans Peter Hurka von der Plattform "Wir sind Kirche" sind die Probleme in der heimischen Kirche trotz dieses Schrittes noch nicht gelöst.

"Noch viel zu tun"

Auch der Bischofsvikar der Diözese Linz, Wilhelm Viehböck, ortet nun eine "gewisse Entspannung der momentanen Situation". Er zollte Wagner "Respekt vor so einer Entscheidung" - "aber es bleibt noch viel zu tun". Auf die Frage, ob er sich nun auch persönlich erleichtert fühle, antwortete der Bischofsvikar: "In einer gewissen Weise ja, das will ich gar nicht verhehlen." Zu anhaltenden Spekulationen, wonach Wagner niemals von der Diözese gewünscht worden sei, antwortete Viehböck: "Indizien sprechen dafür, dass im ursprünglichen Dreiervorschlag der Name Wagner nicht gestanden ist."

"Freude" und "Hoffnung" hat der Schritt Wagners bei Khol ausgelöst. Dass die heimische katholische Kirche in Rom ein derartiges Gewicht habe, "das hat es noch nie gegeben". Zulehner sieht Wagners Verzicht wiederum als Erfolg Schönborns, der nun wieder das Heft in der Hand habe. Als "Drahtzieher" hinter derartigen Entscheidungen des Vatikans vermutet der Theologe den ehemaligen Bundesratspräsidenten Herbert Schambeck. Trotzdem rechnet er es dem Papst hoch an, dass dieser einen Fehler eingestanden habe.

"Es ist dem Herrn Wagner Hochachtung zu zollen, dass er diese Entscheidung getroffen hat", kommentierte Hurka den Rückzug Wagners. Trotzdem gebe es weiterhin ein "ganz massives Demokratieproblem" innerhalb der katholischen Kirche. Hier müsse man "ganz massiv arbeiten, dass hier endlich ein Schritt auf die Menschen zugetan wird".

"Erfreuliche Entspannung"

Kirchenkritiker haben am Montag den Schritt des Windischgarstener Pfarrers Gerhard Maria Wagner begrüßt, das Amt des Weihbischofs nicht anzutreten. "Eine erfreuliche Entspannung" nannte es Kirchen-Plattform-Mitbegründer Hubert Feichtlbauer. Für den Probstdorfer Pfarrer Helmut Schüller wurde ein "erster Schritt getan, den Erwartungen der Kirchenbasis Rechnung zu tragen". Beide hoffen nun, dass die österreichischen Bischöfe einen eigenständigeren Kurs gegenüber Rom einschlagen werden.

Feichtlbauer sprach von einem "Verdienst aller Beteiligten". Die entscheidende Offensive sei offenbar von den Bischöfen, "jedenfalls von der Leitung der Bischofskonferenz gekommen". Nicht zu unterschätzen ist für den katholischen Publizisten der Anteil der Priester in der Diözese Linz. Wagner sei der Rücktritt "vom Vatikan nahegelegt worden", es sei auch sein Verdienst, "dass er ihn sofort eingereicht hat".(APA)