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Gerhard Maria Wagner, designierter Weihbischof in Linz, macht einen Rückzieher und hat um die Rücknahme seiner Ernennung gebeten.

Foto: AP/rubra

Linz - Der designierte Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner hat am Sonntag dem öffentlichen Druck nachgegeben und um die Rücknahme seiner Bestellung gebeten. Laut der katholischen Nachrichtenagentur "Kathpress" hat der Vatikan dieser Bitte entsprochen. Der Rückzieher erfolgte einen Tag vor einer Krisensitzung der Bischofskonferenz. Zuvor hatten am Sonntag liberale oberösterreichische Pfarrer ein "Volksbegehren" gegen die Weihe Wagners angekündigt.

Wagner: "Unbarmherzige Kritik"

In einer überraschenden wie knappen Stellungnahme hieß es Sonntagabend: "Angesichts der heftigen Kritik bin ich im Gebet und nach Rücksprache mit dem Diözesanbischof zu dem Entschluss gekommen, den Heiligen Vater in Rom um Rücknahme meiner Ernennung zum Weihbischof von Linz zu bitten." Wagner hatte den Linzer Diözesanbischof Bischof Ludwig Schwarz gebeten, diese Zeilen zu veröffentlichen. Diözese sowie Bischofskonferenz wollten zunächst den Verzicht Wagners auf das Amt des Weihbischofs nicht weiter kommentieren. Man verwies auf die Sonderberatung am Montag in Wien.

Im Ö1-Morgenjournal sagte Wagner, seine Entscheidung sei "aus freien Stücken" erfolgt. Den Widerstand gegen seine Ernennung habe er oft "auf unbarmherzige Weise" gespürt. Er werde jetzt wieder - so wie zuvor - als Pfarrer in Windischgarsten tätig sein.

Drohendes Volksbegehren

Wagner kam mit seinem Verzicht einem drohenden "Volksbegehren" zuvor. Oberösterreichische Geistliche wollten möglichst viele Unterschriften sammeln und so den designierten Weihbischof dazu aufzufordern, sein Amt nicht anzutreten. Auch Bischof Schwarz hätte davon überzeugt werden sollen, Wagner nicht zu weihen. Wäre es am 22. März trotz des Widerstands zur Bischofsweihe gekommen, hätten sich die Dechanten während der Feier zu Wort gemeldet und ihren Unmut über die Bestellung geäußert, wie es hieß.

Auch zu einer Übertrittswelle zur evangelischen Kirche soll es unter anderem durch die Diskussion rund um Wagner bereits gekommen sein. "Viele verärgerte Mitglieder der Katholischen Kirche wenden sich derzeit an die evangelische Internetseelsorge, mit der Frage, was sie denn tun müssten, um evangelisch zu werden", so die geistliche Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche in Österreich, Hannelore Reiner.

Umstrittene Theorien

Wagner hatte mit umstrittenen Theorien zur "Heilung" von Homosexuellen, zu angeblich satanistischen "Harry-Potter"-Büchern und zum Hurrikan Katrina als Strafe Gottes bereits vor seiner Berufung zum Weihbischof für Kopfschütteln gesorgt. Protest kam nicht nur von der Basis, selbst die Dechanten der Diözese sprachen sich gegen Wagners Weihe aus. Zuletzt kam sogar Kritik vom Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser, noch deutlichere von seinem Eisenstädter Kollegen Paul Iby.

Schwarz beantragt doch keinen Weihbischof 

Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz beantragt vorerst keinen Weihbischof, nachdem Wagner auf diesen Posten verzichtet hatte: "Jetzt machen wir einmal eine Pause", erklärte der Bischof Montag Nachmittag im Anschluss an die Bischofskonferenz gegenüber der APA. Dass in der Diözese ein Auxiliarbischof nötig sei, bleibe aber unverändert, erklärte Schwarz. Wann er nun ein neues Ersuchen an Rom schicken wird, ließ der Bischof aber offen: "Nicht heute." (APA/red)