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Hugo Chávez: Juden als "oppositionelle Oligarchen"

Foto: Reuters/Tomas Bravo

Eine schwere Schranke versperrt die Einfahrt zum jüdischen Club von Caracas. Der Wärter lässt sich die Ausweise zeigen, vergleicht sie mit seiner Liste, notiert das Autokennzeichen und lässt den Fahrer den Kofferraum öffnen. Erst dann hebt sich der Schranken. "Früher waren die Kontrollen nicht so streng" , sagt Clubbesucherin Mireya Katz. Das war vor dem Anschlag auf die Synagoge. Das Attentat, bei dem ein Dutzend Schwerbewaffnete die Synagoge verwüsteten, hat die jüdische Gemeinde Venezuelas aufgeschreckt. Es war der Höhepunkt einer Reihe von Angriffen, denen die rund 30.000 Mitglieder der Gemeinde in den vergangenen Jahren ausgesetzt waren. Zweimal schon wurde der Club auf Waffen gefilzt, nachdem Präsident Hugo Chávez ein Mordkomplott gegen sich heraufziehen sah. Beide Male wurde nichts gefunden.

Die Beziehungen zwischen dem Linkspopulisten, der sich Sonntag per Referendum die Ausdehnung seiner Amtszeit genehmigen lassen wollte, und der jüdischen Gemeinde waren von Beginn an schlecht. Der Präsident ordnete diese, aus der einige der reichsten Unternehmer Venezuelas stammen, rasch in die Reihe der "oppositionellen Oligarchen" ein. Er verbrüderte sich mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadi-Nejad, der den Holocaust leugnet und zur Vernichtung Israels aufgerufen hat. Wegen des jüngsten israelischen Angriffs auf Gaza brach Chávez sogar die Beziehungen zu Israel ab und verwies den israelischen Botschafter des Landes.

"Mit seiner äußerst aggressiven Rhetorik bereitet Chávez den Boden für antisemitische Übergriffe, auch wenn er selbst die jüdische Gemeinde nie direkt angegriffen hat" , sagt Miguel Truzman, Anwalt der israelitischen Verbände in Venezuela. "Eigentum des Islam" und "Tod allen" sprühten die Täter bei dem Einbruch Ende Jänner an die Wände der Synagoge.

Nach Protesten im In- und Ausland verurteilte Chávez den Anschlag, und die Regierung präsentierte die Verdächtigen: sieben Polizisten, drei bekannte Kriminelle und ein Wachmann der Synagoge. Es habe sich um einen Raubüberfall gehandelt, die antisemitischen Parolen sollten die Ermittler auf eine falsche Piste locken, erklärte Außenminister Nicolas Maduro. (Sandra Weiss aus Caracas/STANDARD,Printausgabe, 16.2.2009)