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Steht seit langem in der Kritik: der Chef der Staatsholding ÖIAG, Peter Michaelis.

Foto: AP/Hans Punz

Wien - Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll (VP) sieht derzeit keinen Grund, dem ins Gerede gekommenen Chef der Staatsholding ÖIAG, Peter Michaelis, das Vertrauen zu entziehen. "Michaelis soll arbeiten und seinen Vertrag erfüllen", ließ Pröll am Sonntag dem STANDARD ausrichten.

Faymann will Ablösung

Zuvor hatte sich Bundeskanzler Werner Faymann (SP) für eine Ablöse des ÖIAG-Chefs ausgesprochen. "Meine persönliche, private Meinung ist, dass jemand, der bei Post und Telekom nicht in der Lage war, ein Zukunftskonzept zu erarbeiten, und der beim AUA-Debakel so lange zugeschaut hat, in Zeiten wie diesen für die ÖIAG-Zukunft nicht der Richtige ist", so Faymann in der Tageszeitung "Österreich".

Die Entscheidung über die Zukunft des Chefs der Verstaatlichten-Holding stehe dem dafür zuständigen Fachminister, also Pröll, zu. "Aber ich würde mir eine neue Person an der ÖIAG-Spitze wünschen," sagte Faymann.

"In der ÖIAG ist die Postenbesetzung entpolitisiert, das soll auch so bleiben", ließ ein Sprecher von Pröll wissen. Man wolle "keinen Rückfall in die Proporzrepublik".

Vertrag bis Juni 2011

Der von der schwarz-blauen Regierung bestellte frühere Mannesmann-Spitzenmanager Michaelis war in den vergangenen Monaten wegen der massiven Jobabbaupläne bei Telekom Austria und Post sowie wegen der missglückten AUA-Sanierung und -Privatisierung ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Anfang Februar kündigte Michaelis an, sein Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender bei der AUA, die von der Lufthansa übernommen werden soll, bis Mitte des Jahres zurücklegen zu wollen. Sein Mandat als ÖIAG-Alleinvorstand endet aber erst am 30. Juni 2011.

Der Ende Jänner mit sofortiger Wirkung abgelöste Ex-AUA-Chef Alfred Ötsch wird nach Informationen von Österreich "keinen Cent weniger" erhalten, als ihm rechtlich zustehe, nämlich 1,1 Mio. Euro. Der Deal laufe in einer Geheimaktion der ÖIAG ab. Obwohl der Staat mit 41,56 Prozent der wichtigste Eigentümer der ÖIAG sei, habe den Vertrag bisher kein Politiker gesehen. Faymann dazu: "Ich habe diese Vertragsauflösung bisher nicht gesehen, will aber unbedingt, dass sie von Juristen geprüft wird - und glaube, dass es beim Debakel, das der Herr Ötsch angerichtet hat, keinen Anlass für Großzügigkeit gibt" (siehe auch Artikel). (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.02.2009)