St. Pölten - Vier Wochen vor Beginn des Prozesses gegen Josef F. bereitet sich die niederösterreichische Landeshauptstadt auf einen gewaltigen Medienansturm vor: Die Quartiere in der Nähe des Landesgerichtes sind komplett ausgebucht. Auch im Hotel-Gasthof Seeland im westlichen Stadtteil sind alle Betten belegt, wie Eva Prischl vom Tourismusbüro St. Pölten bestätigt.

Gleichzeitig wird intensiv an Sicherheitsmaßnahmen gearbeitet, wie Landesgerichtssprecher Franz Cutka im Standard-Gespräch erläutert. Es wird unter anderem überlegt, die Heßstraße neben dem Gerichtsgebäude zu sperren - es seien auch schon zwei Demonstrationen angekündigt worden. In der Verhandlungswoche wird der Zutritt ins Gerichtsgebäude nur mit Berechtigung möglich sein. Die akkreditierten Journalisten werden über einen separaten Eingang in den Verhandlungssaal gelangen und werden sich unter anderem nicht in jenem Gang aufhalten können, über den der Angeklagte oder Zeugen den Saal betreten.

Diese Maßnahmen dienen in erster Linie dem Opferschutz. Josef F. ist angeklagt, in Amstetten seine Tochter 24 Jahre lang in einem Keller gefangen gehalten, missbraucht und mit ihr sieben Kinder gezeugt zu haben.

Der Persönlichkeitsschutz der Opfer wurde von Medien bereits im Vorfeld massiv verletzt. Nun hat auch die britische Boulevardzeitung The Sun Fotos veröffentlicht, die die Tochter von Josef F. und eine ihrer Töchter zeigen sollen, berichtete die Tageszeitung Österreich am Freitag.

Die Ausgabe der Sun soll dem Vernehmen nach - offenbar ganz bewusst - nicht in den deutschsprachigen Raum ausgeliefert worden sein. Sie wurde auch nicht im Internet veröffentlicht. Demnach kann vermutlich kein österreichisches Gericht wegen der Publikation der Bilder eingeschaltet werden - es müsste in England geklagt werden. (APA, frei, spri/DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.2.2009)