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Gregor Schlierenzauers Erfolgsliste ist jetzt schon lang. Nach 37 seiner bisher 65 Weltcupspringen ist er aufs Podest gehüpft. Zum Höchsten, sagt der 19-Jährige, fehlt ihm aber noch viel.

Foto:APA/Leodolter

Standard: Sie haben seit der Vierschanzentournee fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Jetzt kommt die WM in Liberec. Wie muss man diese Herausforderung nach einer solchen Serie angehen?

Schlierenzauer: Ich gehe sie mit sehr großer Motivation, aber auch sehr gelassen, sehr relaxt an.

Standard: Eine Lehre aus der Tournee, die Sie unbedingt gewinnen wollten, in der Sie dann aber an Wolfgang Loitzl gescheitert sind?

Schlierenzauer: Ich habe schon vor der Saison gesagt, dass die Tournee mein großes Ziel ist. Ich war ja auch in den beiden Jahren davor schon knapp dran am Gesamtsieg. Ich bin die Sache zu kontrolliert angegangen. Ich hätte den Sieg gerne genommen, aber die Niederlage war auch kein Nachteil. Ich habe wieder gesehen, dass man die Dinge einfach passieren lassen muss. Besonders bei Großereignissen.


Standard: Ist die Siegesserie jetzt auch passiert? Mit ,Wenn's laaft, dann laaft's' zu erklären?

Schlierenzauer: Nein, das mag vielleicht für andere Sportarten gelten, aber dafür ist das Skispringen eine viel zu sensible Sache, schon wegen der äußeren Bedingungen. Oft hat man zwei perfekte Sprünge, ist wegen Pechs mit dem Wind nur Fünfter und fängt an nachzudenken. Man muss schon die mentale Stärke haben, sich davon nicht irritieren zu lassen. Das ist vielleicht die größte Herausforderung.


Standard: So wie zu Beginn der Saison, als Sie wohl dabei, aber nicht gleich ganz vorne waren?

Schlierenzauer: Das relativiert sich schnell. Ich war nie schlechter als Vierter. Es haben Kleinigkeiten gefehlt, es geht um minimale Einstellungen, auch beim Material.


Standard: An wen wenden Sie sich, wenn es sportliche Probleme gibt? Gibt es da im Trainerteam einen, dem Sie besonders vertrauen?

Schlierenzauer: Grundsätzlich sind alle Trainer eingebunden, aber ich habe ja ein Team im Team, mit eigenem Physiotherapeuten. Viel bespreche ich mit Markus Prock.

Standard: Dem Onkel Manager.

Schlierenzauer: In erster Linie ist er mein Onkel, er ist für mich nicht das, was man so als Manager im Kopf hat. Er war als Rodler selbst Spitzensportler und sehr erfolgreich. Er weiß, wie man mit bestimmten Situationen umgeht. Er hat mir etwa bei der Verarbeitung der Tournee sehr geholfen.


Standard: Sie führen seit Jahren ein eher außergewöhnliches Leben, sind aber erst 19. Sind Sie manchmal genervt von den Umständen, den Reisen und dergleichen?

Schlierenzauer: Nein, ich bin gerne Spitzensportler. Ich wollte das, muss also auch mit dem medialen Interesse, mit den Reisen, mit dem ständigen Training zurechtkommen. Manchmal muss man eben auf Dinge verzichten.


Standard: Worauf müssen Sie konkret verzichten?

Schlierenzauer: Wenn ich mir meine Freunde so anschaue, dann würde ich manchmal auch lieber ordentlich ausgehen oder bis Mittag schlafen, statt zu trainieren. Das gestatte ich mir nicht, schon gar nicht während der Saison.


Standard: Dafür sind Sie bis dato der bestverdienende Skisportler in dieser Saison, nimmt man die gewonnenen Prämien her. Sie haben sogar die Alpinen abgehängt.

Schlierenzauer: Schon, aber unter dem Strich verdiene ich doch wegen der Ausrüsterverträge und der Werbung um Eckhäuser weniger als Alpine oder Fußballer.


Standard: Wie wichtig ist das Geld?

Schlierenzauer: Es ist fein, aber es ist kein Antrieb. Mir geht es um die Freude, darum, was ich mit meinen 19 Jahren erleben darf. Meine Motivation war es immer schon, das Bestmögliche zu zeigen. Ich möchte ein Idol werden.


Standard: Ein Idol wie wer?

Schlierenzauer: Für mich war es Janne Ahonen, oder Felix Gottwald.

Standard: Das waren auch so konzentrierte Typen.

Schlierenzauer: Und sie haben das Allerhöchste erreicht. Dazu fehlt mir selbst noch viel.


Standard:
Sie können noch lange auf Topniveau springen. Wo soll das enden? Bester Springer aller bisherigen Zeiten, Allzeitrekordler?

Schlierenzauer: Ich denke an einen Olympiasieg, an den Tourneesieg, aber nicht darüber hinaus.


Standard: Sind Sie schon einmal wirklich schwer gestürzt?

Schlierenzauer: Ja, in meinem ersten Stams-Jahr, zwar auf der kleinen Schanze, aber ordentlich. Da bin ich bewusstlos den Auslauf hinuntergerutscht, habe mir die Hand gebrochen. Das habe ich also gehabt, brauch ich nicht mehr. (Sigi Lützow, DER STANDARD Printausgabe 14.02.2009)