Nur einen einzigen Roman hat Edgar Allan Poe geschrieben - neben den vielen bekannten Erzählungen und Gedichten, versteht sich, die ihn schließlich zu einer Art Urgroßvaterfigur des Horror- und Kriminalgenres machten. Wobei das natürlich eine gröblich vereinfachte These zum erstaunlichen Werk des heuer vor 200 Jahren in Boston geborenen Schriftstellers ist, deshalb retour zu besagtem Roman, den man getrost auch als längste Erzählung Poes durchgehen lassen kann: Der heißt in der Übersetzung des 1979 verstorbenen Schriftstellers Arno Schmidt "Umständlicher Bericht des Arthur Gordon Pym von Nantucket" und ist soeben anlässlich Poes Geburtstag am 19. Jänner als ungekürzte Lesung auf sieben CDs erschienen. Es trägt vor: der stimmgewaltige Christian Brückner.

Die Aufnahme des NDR stammt aus dem Jahr 1987. Die schauerliche Geschichte des Ich-Erzählers Arthur Gordon Pym entwickelt auch dank der Sprechkunst Brückners einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Verstärkt wird der Strudel der Ereignisse durch die quasi altertümlich-avantgardistische Übersetzung Schmidts (erstmals erschienen 1966 im Walter Verlag), die mit eigenartigen, der absurden Geschichte jedoch angemessenen Wortkonstruktionen aufhorchen lässt. Die Handlung: ein blinder Passagier im Bauch eines Walfängers, Verrat, Mord, Stürme, Schiffbruch, Hunger, Durst, Kannibalismus. Also so gut wie alles an Stoff, aus dem E. A. Poes Albträume gemacht sind. (Ute Woltron, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 14./15.02.2009)