Seit Anbeginn seiner literarischen Karriere, seit dem Roman "Der Ruinenbaumeister" von 1969, ist Herbert Rosendorfer, von Haus aus Jurist, erst Richter in München, dann in Naumburg an der Saale in Ostdeutschland, einer heute zu Unrecht fast verschütteten Tradition des Schreibens verpflichtet - dem grotesken Humor, dem ausschweifenden Barock. Zu seinem 75. Geburtstag am 19. Februar beschert sich der gebürtige Bozener, der seit 1997 wieder in Südtirol lebt und viele durch seine erschreckende literarische Produktivität verstört, mit einem bezaubernden Bilderbuch der Unberufe, einem Pseudo-Lexikon satirischer Vignetten frei erfundener Berufe und Tätigkeiten.

Dabei stand Canetti und dessen "Ohrenzeuge", eine Revue grotesker Charaktere, ebenso Pate wie stärker noch Fritz von Herzmanovsky-Orlando. Und der Freiherr von Calau. Denn übermütig und sehr erfrischend in der so wenig einem befreienden Lachen aufgeschlossenen Gegenwartsliteratur, heiter, manchmal auch sacht infantil, aber stets wortschöpferisch schlägt Rosendorfer Kapriolen. So paradieren am Leserauge der Bettenschänder und der Kippenberger vorbei, oder auch die Holzbischöfe zur Zeit der Ersten Völkerjause. Und er erläutert, was es mit dem Unsittenstrolch auf sich hat, mit Freiluftist oder Gauseppl. Kay Voigtmann aus Gera, eine Generation jünger als Rosendorfer und Erfinder der "Kartoffelmenschen", hat dazu zauberisch skurrile Illustrationen aufs Papier gestrichelt. (Alexander Kluy, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 14./15.02.2009)