Freitag, Wien-Praterstern, um die Mittagszeit: Wer es hier eilig hatte, hatte Pech - passend zum Tag: "F13", der Freitag der Dreizehnte, ist nicht nur Pechtag, sondern auch der höchste Feiertag aller, die sich am Rand der Gesellschaft sehen. Diesmal wurde die Bahnhofshalle zum Ballsaal gemacht. Spontan, zufällig und ohne Eintritt, versteht sich.
Eigentlich sollte es ja um 13.13 Uhr losgehen. Obdachlose, mittellose, arbeitslose oder zügellose Menschen haben es aber mit der Eile nicht so gnädig. Also ging es schleichend los - erst ohne, dann mit Musik. Der Walzer kam von Radio Orange, ...
...via Lautsprecher...
... oder Kopfhörer.
Das Publikum war begeistert, aber passiv. "Ich kann nicht tanzen", erklärte ein Polizist (im Bild vorne links) gegenüber derStandard.at, der sich freute, "dass hier noch alles unter Kontrolle ist". Dass auf Flugblättern über allgegenwärtige "Privatsheriffs" die Rede ist, lässt den Beamten unberührt: "Das sind die da drüben" (im Bild vorne, Anm.), "wir sind ja öffentlich".
Frau Ingrid freut sich über den Trubel: "Mit gefällt das. Ich bin halt eine Lustige", entschuldigt sie sich. "Ist das jetzt jede Woche so?"
Tanzen ist uncool, finden diese Kids. Zuschauen geht immer.
Mittendrin beginnt eine Frau, ein Pamphlet vorzulesen. Die Aussage ist klar: Pro Faulsein, pro Herumstehen, pro Pausemachen, pro Langsamsein. Und wen das störe, dem sage sie: "Das ganze Leben ist ein Störfaktor."
Andere lesen nicht und kleben lieber.
Wieder andere performen ihre Botschaft: Ob sie den Praterstern entschleunigen wollen, fragen wir dieses Zeitlupen-Tanzpärchen. "Den Praterstern? Alles!"
Plakatkünstler Rudi Hübl...
...lässt Stühle sprechen: Er will die öffentlichen Sitzbänke "bequemisieren" - "von denen kriegt man nur Blasenentzündung".
Auch Prominente (Akkordeonist Otto Lechner und Schauspielerin Anne Bennent) sind da. Das freut...
... nicht nur die Kameras (im Hintergrund).
"SambaAttac" trommelt die Menschenmenge ins Freie.
Freedance statt Walzer.
Volxküche statt Opernbuffet.
Angeblich Linsensuppe, auf jeden Fall vegan.
Manchen schmeckt's jedenfalls.
Wer nicht tanzt oder isst, schaut zu - stehend im Freien, oder sitzend im Auto. Den nächsten F13 gibt's übrigens schon im März. Infos hier. (mas, derStandard.at, 13.2.2009)