Die Zahnheilkunde war nicht immer so angesehen und - vergleichsweise schmerzfrei - wie heute. Ihren historischen Wurzeln kann man im Zahnärztlichen Museum in der Währinger Straße nachspüren.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Bitte warten! Die Zahnheilkunde wurde erst relativ spät eine Angelegenheit akademisch ausgebildeter Ärzte. Handwerker aber auch Scharlatane aller Art "kümmerten" sich lange Zeit um schmerzhafte Zähne.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Als erster versuchte in Wien Georg Carabelli (1787-1842) die Zahnheilkunde mit wissenschaftlichen Maßstäben zu fassen. Er ist es auch, der erstmals an der Wiener Universität Vorlesungen über dieses anfangs ungeliebte Feld der Medizin hält.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Noch als Carabelli seinen späteren Nachfolger Moriz Heider (1816-1866) zur Beschäftigung mit der Zahnmedizin motivieren will, antwortet ihm dieser zunächst: "Ein honetter Mensch, der etwas gelernt hat, kann kein Zahnarzt werden."

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Heider wird der anfänglichen Skepsis zum Trotz Schüler Carabellis und übernimmt schließlich dessen Ordination und Sammlungen, die er auch erweitert. Mit den von ihm erstmals eingesetzten Goldhämmerfüllungen erweist er sich als ein Pionier der Zahnheilkunde.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

1861 gründet Carabelli den Verein Österreichischer Zahnärzte (heute: Österreichische Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde), der die Ausbildung der Zahnärzte vorantreibt. Eine erste Zahnklinik entsteht in Wien erst 1890 mit dem "k.k. Zahnambulatorium".

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Neben anatomischen Präparaten, Sammlungen von Zähnen, Gebissen und Wachsmodellen verfügt das Museum über eine große Auswahl an historischen Instrumenten. Mit Glüheisen, wie sie in der oberen Hälfte des Bildes zu sehen sind, wurden früher Zähne im Zuge von Wurzelbehandlungen "ausgeglüht" und damit der Zahnnerv zerstört.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Zu sehen ist auch eine original eingerichtete Zahnarztpraxis aus der Zeit um 1870. Im Vordergrund: der unverzichtbare Spucknapf.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Das Museum bietet auch eine kleine Entwicklungsgeschichte von Zahnarztstühlen, die früher oft über viele Jahrzehnte hinweg verwendet wurde.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Drehbohrer wie sie schon lange Zeit selbstverständlich sind, erfreuten sich übrigens anfangs nur geringer Beliebtheit. Stattdessen wurden die Zähne ausgekratzt.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Funktionelles Design, dessen ästhetischer Reiz sich erst so richtig aus der Distanz des Nichtpatienten erschließt.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Zu bewundern sind auch historische Gerätschaften der Röntgen- und ...

Foto: derStandard.at/Gedlicka

... Zahntechnik, der ein eigener Raum samt einem originalen "Techniktisch" gewidmet ist.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Neben einer Gipsmühle und Gussschleudern sind hier auch für den Zahntechnikbereich gebräuchliche Keramiköfen zu sehen.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Eine Schleifmaschine mit einem Antriebe, wie er von alten Nähmaschinen bekannt ist.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Die Geschichte der Zahnheilkunde ist auch eine Geschichte der Versuche der Schmerzlinderung mit verschiedenen Anästhesiemethoden, vertreten mit Lokalanästhesiebestecken und Narkosegeräten.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Das Zahnärztliche Museum findet sich heute übrigens nur wenige Schritte von jenem Ort entfernt, von dem die wissenschaftliche Zahnheilkunde in Österreich ihren Ausgangspunkt genommen hat, nämlich dem Josephinum, der einstigen militärärztlichen Akademie in der Währingerstraße.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

In der Zwischenzeit sorgen Kirchner und seine Mitarbeiter bei Führungen mit viel Wissen und Anekdoten dafür, dass zumindest die Geschichte der Zahnheilkunde für die Besucher erfreulich und absolut schmerzfrei bleibt. (glicka, derStandard.at, 15. Februar 2009)

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Zahnärztliches Museum
Währinger Straße 25a
1090 Wien
Tel. 01/4277 - 67123 oder - 67170

Öffnungszeiten:
Donnerstag und Freitag von 10 bis 18 Uhr
Führungen finden nach Vereinbarung an Donnerstagen statt.

Foto: derStandard.at/Gedlicka