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Der 69-jährige Teamchef Karel Brückner geht traurig ab, vorerst in Graz nach dem 0:2 gegen Schweden.

AP Photo/Markus Leodolter

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Die junge Mannschaft wird dem ÖFB natürlich weit länger erhalten bleiben. Ulmer, Kienzl, Prödl und Saurer (von links) zeigten sich aber mit Brückner rein optisch solidarisch.

APA-FOTO:HERBERT PFARRHOFER

Graz/Wien - "Es ist eine zähe, sich wiederholende Geschichte", sagt Assistent Andreas Herzog, der eigentlich nichts sagen möchte, aber als folgsamer Mensch etwas sagen muss. Sein Chef Karel Brückner sagt nämlich: "Der Andreas soll etwas sagen, von meiner Seite ist alles gesagt." Herzog, das Herzilein, wiederum weiß nicht genau, was er Journalisten, die er seit Ewigkeiten kennt, eigentlich sagen darf, also hat er sich eine Form von Selbstzensur auferlegt. Würde er sagen, was er sich tatsächlich denkt, frage nicht, dann könnte es sein, dass Herr Brückner nicht mehr sagt: "Der Andreas soll etwas sagen." Der Teamchef hätte eine Alternative. "Der Jan soll etwas sagen." Der Jan ist Jan Kocian, der zweite Assistent, und die Auskunftsfreude des Slowaken liegt durchaus im grünem Bereich.

Das 0:2 gegen Schweden ist natürlich nicht sagenhaft gewesen. Brückner erklärte jedenfalls den Donnerstagvormittag des 12. Februars in Wien zum Mittwochabend des 11. Februars in Graz. "Ich habe schon nach dem Spiel alles gesagt, es gibt keine neuen Erkenntnisse." Vor dem Tor fehle der Killerinstinkt, das Abwehrverhalten sei immerhin verbessert gewesen. Die Pfiffe der Zuschauer gegen Andreas Ivanschitz könne er nicht nachvollziehen. Ob er, Brückner, glaubt, am 1 April während des WM-Qualifikationspieles gegen Rumänien noch auf der Bank der österreichischen Mannschaft zu sitzen? "Das ist nicht das Thema hier. Diese Sache verhandle ich nicht auf einer Pressekonferenz, sondern mit dem ÖFB."

Das Szenario

Womit Brückner nicht ganz unrecht hat. Logisches Szenario: Niederlage am 1. April in Klagenfurt und Aufwiedersehen, im Sinne von Nimmerwiedersehen. So funktioniert der Fußball. Trainerdiskussion werden angezettelt, mehr oder weniger niveauvoll geführt und abgeschlossen. Der neue ÖFB-Präsident Leo Windtner wird am 28. Februar offiziell ins Amt gehievt. Windtner sagt, er wolle erst nach dem Rumänien-Match urteilen, der Test gegen Schweden trage nur zur Meinungsbildung bei. Brückners Bilanz: Ein Sieg (Frankreich), zwei Remis (Italien, Färöer), vier Niederlagen (Litauen, Serbien, Türkei, Schweden).

Es ist also eine zähe Geschichte. Ein Teufelskreis, nach Gegentoren pflegt man auseinanderzufallen, das Selbstvertrauen liegt im oder unterm Keller. Die Spieler sehen das selbst so. Martin Stranzl, der theoretisch eine Führungsrolle ausübt, sagte in Graz: "Ein Februar-Termin ist für die Katz." Keine Ausrede, auch für die Schweden war Februar. Wie man aus dem Schlamassel kommt? "Durch Arbeit. Im Team ist's wie bei der Wirtschaftkrise. Obwohl alles kaputt ist, muss man positiv denken und sich nicht dem Schicksal ergeben. Der Trainer ist nicht schuld, wir machen die Fehler."

Kocian sagt, "dass in der Mannschaft Leben steckt. Es ist klar, dass es gegen Rumänien um Leben oder Nichtleben geht". Dies ist eine gerade noch zulässige Übertreibung, "das Spiel gegen Rumänien ist eh egal" käme nicht gut rüber. "Die Qualität des Gegners ist höher als unsere. Bis 1. April werden keine neuen Spieler geboren." Kocian setzt auf die Comebacks von Christoph Leitgeb, Ümit Korkmaz, auch Christian Fuchs sollte das Niveau nicht weiter senken.

Fakt ist: Es fehlt eindeutig an Klasse. Zusätzlich kommt es zu Irritationen. Italien-Legionär György Garics (Stammkraft bei Atalanta) wurde in Graz von Christian Wilhemsson genarrt. Der Schwede kickt in der international gefürchteten saudi-arabischen Liga. Herzog: "Keine Ahnung, warum der nicht bei Real Madrid ist." Herzog meint nicht Garics.

Ausgepfiffen wurde aber Kapitän Ivanschitz. Dabei ist er diesmal gar nicht so übel gewesen. "Ich bin halt der Sündenbock. Das ist fast zu viel der Ehre." Am 24. März trifft man sich in Velden, die Vorbereitung auf Rumänien wird intensiv sein. Brückner sagt: "Wir müssen besser werden." Andreas Ivanschitz freut sich auf sein 50. Länderspiel, sagt: "Ehrlich, ich komme gerne." Herzog sagt: "Eine zähe Geschichte." Brückner sagt: "Andreas soll was sagen." Ivanschitz sagt: "Ein Teufelskreis." Stranzl sagt: "Wir müssen da raus." Brückner sagt: "Alles gesagt." (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 13.02.2009)