Bild nicht mehr verfügbar.

Kathrin Hölzl (li) wird von Maria Riesch dem Erfolg entsprechend geherzt.

Foto: Getty/ Mason

Bild nicht mehr verfügbar.

Im Quartier des ÖSV hielt sich die Freude über gute Platzierungen in Grenzen.

Foto: APA/ Fohringer

Surprise, surprise. Da wuzelte sich eine vor Freude im Schnee, die vorher keiner auf der Rechnung hatte, außer sie selbst, schließlich spekuliert auch eine Außenseitern mit dem Sieg, wenn sie im Starthaus steht. Kathrin Hölzl (24) aus dem Berchtesgadener Land verdankt den Triumph in erster Linie sich selbst, aber sie verdankt ihn gewissermaßen auch Kathrin Zettel. Für die Kombiweltmeisterin aus Göstling am Hochkar hatte der Arbeitstag zwar ideal begonnen, mit der Bestzeit im ersten Durchgang, aber er endete suboptimal, mit einer verpfuschten zweiten Fahrt.

Welt bleibt Welt

"Die Welt geht jetzt auch nicht unter", sagte Zettel völlig zurecht. Sie wurde Sechste, unmittelbar hinter ihrer Teamkollegin Michaela Kirchgasser. Titelverteidigerin Nicole Hosp hat zwar eine vor gut fünf Wochen erlittene Knieverletzung gut überstanden, doch bei der Medaillenvergabe hatte sie nicht mitzuplaudern. Im ersten Lauf haderte die Bichlbacherin mit einem vereisten Brillenglas, wurde 29. und verbesserte sich in der Entscheidung geringfügig (23.), war noch besser als Andrea Fischbacher (24.).

Ja, ja, auf der Face de Bellevarde, wo den österreichischen Herren bis jetzt jeder Medaillengewinn versagt geblieben war, griffen nun auch die bisher erfolgreichen österreichischen Damen daneben. Dafür griffen zur Abwechslung die vom Vorarlberger Mathias Berthold gecoachten Deutschen wieder einmal zu, was nicht nur Kathrin Hölzl im Speziellen, sondern auch dem Skisport bei den Nachbarn im Allgemeinen zu einem Popularitätsschub verhelfen wird.

Bei der bisher letzten Weltmeisterin aus Deutschland handelt es sich um Martina Ertl, die sich 2001 in St. Anton Kombigold genommen hatte. Im Riesenslalom hatte zuletzt Maria Epple anno 1978 gewonnen. Damals fand die WM in Garmisch-Partenkirchen statt. Und dort wird sie auch im Jahr 2011 stattfinden. Bis dahin wird Kathrin Hölzl wohl auch ihre in Val d'Isère gelieferte Tat begriffen haben. "Ich werde noch eine Zeit brauchen, um das alles zu realisieren", sagte sie jedenfalls gestern nach dem vollbrachten Werk und, natürlich, "ein Traum ist in Erfüllung gegangen."

Hölzl war im Weltcup noch nie über Platz drei hinausgekommen, erst zweimal schmückte sie das Stockerl, zuletzt im Jänner in Marburg, im Riesenslalomweltcup liegt sie gegenwärtig an 13. Stelle. "Vierte", sagte die Vierte nach dem ersten Lauf, "wollte ich diesmal wirklich nicht werden und deshalb riskierte ich alles."

Schon 2002 hatte sie in den Weltcup geschnuppert, doch sie qualifizierte sich kein einziges Mal fürs Finale. 2005 widerfuhr ihr Nämliches. "Ich habe immer schon gewusst, dass ich schnell Skifahren kann, aber ich wollte zu viel", meinte Hölzl, die sich gestern aufs Wesentliche fokussierte: "Auf ein Skirennen, ein ganz normales Skirennen."

Trauriges passierte im vergangenen Februar. Da starb ihr Vater, der eine Skischule in Bischofswiesen besessen hatte, an Krebs, und Kathrin hatte sich eine Auszeit genommen, um ihn zu pflegen.

Nur eine war im ersten Lauf noch schneller gewesen als Kathrin Zettel. Lara Gut, das 17-jährige Wunderkind der Schweizer. Doch für die Tessinerin, die hier schon Silber in der Abfahrt und in der Kombi gewonnen, war quasi zu schnell unterwegs, kam zu direkt zu einem Tor und schied aus.

Für Lara Gut, die der Skiwelt noch einen Haxen ausreißen wird in den nächsten Jahren, wenn ihr nichts Grobes widerfährt, ist die WM vorbei. Und Zettel hat ja noch den Slalom am Samstag. Hölzl übrigens auch. (Benno Zelsacher aus Val d'Isère, DER STANDARD Printausgabe 13.02.2009)