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Börsianer zeigten sich nicht begeistert, als Timothy Geithners das US-Konjunktur-paket vorgestellt hat. Das Rettungspaket lässt zu viele Fragen offen, lautet die Kritik.

Foto: APA/EPA/Justin Lane

Das 2000-Milliarden-US-Dollar-Bankenpaket hat die Erwartungen enttäuscht. Zu viele Details blieben offen, in Summe sei es dem US-Finanzminister nicht gelungen, Zuversicht zu verbreiten, sagen Experten.

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Wien - Das von US-Finanzminister Timothy Geithner vorgelegte 2000-Milliarden-Dollar-Programm (1544 Mrd. Euro) zur Stützung von Banken fand ein verhaltenes Echo. An den US-Börsen wurde das Paket skeptisch aufgenommen, als Folge haben die US-Börsen am Dienstag mit deutlichen Abschlägen geschlossen.

Die Anleger vermissten konkrete Einzelheiten im Hilfspaket und fürchten, dass es zur Bekämpfung der sich verschlimmernden Finanzkrise und Lockerung der Kreditklemme nicht effektiv genug sein könnte. "Geithner hätte mehr zur Wall Street reden müssen, wo die Probleme liegen, als zum Mann auf der Straße", sagte Tony Crescenzi von Miller Tabak. In dem Plan fehlten die Einzelheiten und es gebe keinen Fahrplan, "mit dem der Weg raus aus den gegenwärtigen Schwierigkeiten gefunden werden könnte", lautet der Tenor - sehr zur Enttäuschung von US-Präsident Barack Obama. Er hat verärgert auf die negative Antwort der Börsen reagiert.

"Die Wall Street hofft auf einen einfachen Weg aus der Krise, aber es gibt keinen einfachen Weg", sagte Obama im US-Fernsehen. Der Präsident sagte, er werde die Banken "hart rannehmen", um das Finanzsystem wieder transparent zu machen. Der Rettungsplan (siehe Kasten rechts) sieht einen Drei-Punkte-Plan vor, der den Finanzsektor stabilisieren und die Kreditvergabe wieder in Schwung bringen soll. Im Mittelpunkt steht die Errichtung einer "Bad Bank", die den Finanzhäusern faule Wertpapiere abkaufen und so den Kreditfluss wieder in Gang bringen soll, sowie die Aufstockung eines Kreditprogramms der US-Notenbank auf bis zu eine Billion Dollar.

Basisprobleme lösen
Den Entschluss für die "Bad Bank" hält Franz Hahn vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) für "sehr sinnvoll". Dies sei die einzige Möglichkeit, die Banken von ihren faulen Papieren zu befreien und den Bedarf für eine Rekapitalisierung zu erörtern. "Der Bankensektor sollte sich aber an der 'Bad Bank' beteiligen", sagt Hahn zum Standard. Dass Banken ihre Risiken frei Haus auslagern könnten, sei kein gutes Zeichen.

In Summe sehe der veranschlagte Finanzrahmen "nach sehr viel aus", sagte Hahn. "Wenn das nicht reicht, dann haben wir den berühmten Scherben auf", meinte der Wirtschaftsforscher. Bei all dem Geld dürfe nicht vergessen werden, dass "nur die Bekämpfung der Symptome" die Krise nicht lindern werde. Es dürfe nicht vergessen werden, die Basisprobleme in den Griff zu bekommen. Dafür nennt Hahn neue Regulationssysteme für die Marktbewertung, neue Vorschriften für die Eigenkapitalausstattung und eine bessere Steuerung des Kreditzyklus.

Dirk Schumacher, Ökonom bei der US-Investmentbank Goldman Sachs in Frankfurt, sieht in Geithners Plan "viele interessante Aspekte, vor allem bei diesem Stress-test für die Banken". Doch für eine echte Beurteilung habe Geithner zu wenige Details herausgelassen, sagte Schumacher dem Standard. Ob sich tatsächlich private Investoren für den Ankauf giftiger Papiere von den Bankbilanzen finden, sei bloß "eine Frage des Preises". Aber gerade die Preisfindung sei die größte Herausforderung für die US-Regierung. "Das macht diese Bankenkrise schwieriger als jede andere", sagt Schumacher.

IHS-Chef Bernhard Felderer warnt davor, zu glauben, dass mit dem Auslagern der faulen Papiere die Krise vorbei sei. Es werde jahrelang dauern, bis diese Papiere wieder verkauft werden können. Auf jeden Fall dürfe den USA kein Fehler mehr wie bei Lehman Brothers nicht passieren. "Dass man diese Bank nicht gerettet hat, war ein großer Fehler, der zu massivem Misstrauen unter den Banken geführt hat", sagt der IHS-Chef.

Auch Investoren hat das Paket enttäuscht. Dem US-Finanzminister sei es nicht gelungen, Zuversicht zu verbreiten. "Es fehlt einfach das Vertrauen", heißt es. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.02.2009)