Judith Mandl hat die Community mit einer Arbeit in "Nature Medicine" überrascht.

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Viele Viren, so zu Beispiel die Erreger von Ebola, Influenza, Sars und Aids, sind nachweislich von tierischen Wirten auf den Menschen übergesprungen. Während Fledermaus, Vogel oder Affe in der Regel ohne Symptome mit diesen Viren leben, verursachen ihre Erreger im Menschen oft schwere Krankheiten, die tödlich enden können. "Wir wollen wissen, warum Tiere, die Reservoirwirte für Viren sind, trotz ihrer Infektion nicht erkranken", beschreibt Judith Mandl ihr Ziel. Die 27-jährige Wienerin hat an westafrikanischen Affen erforscht, warum deren Variante von HIV - genannt SIV (für Simianes Immundefizienz-Virus) - nicht zum Ausbruch von Aids führt. Ihr Zugang ist, "von Affen zu lernen, die mit diesem Virus zusammenleben". Einen Teil ihrer Dissertation an der Emory University in Atlanta publizierte sie Anfang Oktober 2008 in "Nature Medicine", was für einiges Aufsehen in der Fachwelt sorgte.

Die am Primatenzentrum in Georgia, USA, lebenden Sooty Mangaben sind gesund und beschwerdefrei trotz SIV-Infektion. Ihr Immunsystem wird nicht hyperaktiv, wie es bei chronisch HIV-infizierten Menschen der Fall ist, sondern "heruntergeregelt". Eine effektive Antwort auf ein Virus, an dem antivirale Strategien des Immunsystems abprallen.

Johanna Mandl und ihre Kollegen haben dabei herausgefunden, dass die dendritischen Zellen der Mangaben, die eine Immunantwort starten, das Virus anders "sehen".

Die Wissenschaftssprache Englisch ist bei der Immunologin solid verankert. Sie besuchte bereits den Kindergarten der Vienna International School. Aufgrund ihrer ausgeprägten Interessen - Viren und Mathematik - belegte sie an der University of Warwick in Großbritannien das Fach Computational Biology. Die mathematische Beschreibung von komplexen biologischen Systemen brachte sie auch im Labor der Emory University erfolgreich zum Einsatz. Im September des vergangenen Jahres fing sie ihren Postdoc im Immunologie Labor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) in Washington an.

"Dinge unter einem anderen Gesichtspunkt zu betrachten ist für mich der Beginn neuer Ideen" - also führt die Biologin gern interdisziplinäre Gespräche und wird weiterhin Experimente im Labor mit mathematischen Modellen verknüpfen, um immunologische Prozesse nach viralen Infektionen zu verstehen. Forschung ist für sie eine Tätigkeit, in der "man ständig Neues lernt, dauernd auf Herausforderungen stößt, ungehindert seinen Interessen nachgehen kann und die Chance hat, Wissen beizutragen, das einen Unterschied macht - im konkreten Fall vielleicht wichtige Grundlagen zur Entwicklung eines HIV-Impfstoffs".

Zu ihrer Publikation meint sie: "An dieser Studie waren viele beteiligt, ohne die diese Studie kaum möglich gewesen wäre. Man braucht auch Glück und Geduld, um den verschiedenen Ideen und Hypothesen nachzugehen." (Astrid Kuffne/DER STANDARD, Printausgabe 11.02.2009)