Reykjavík - Islands Staatspräsident Olafur Grimsson hat überraschend die Entschädigung ausländischer Sparer der Kaupthing Bank abgelehnt, und sorgt damit für Verwirrung. Denn noch vergangenen Donnerstag hatten die staatlichen Zwangsverwalter der Bank das Gegenteil behaupteten.

Islands Bürgern, die durch die Krise alles verloren hätten, könne die Entschädigung ausländischer Sparer nicht zugemutet werden, argumentiert der Staatspräsident. Zumal nicht sie, sondern das europäische Bankensystem schuld am Zusammenbruch sei.

Die Kaupthing Bank war im Oktober 2008 gemeinsam mit den anderen großen isländischen Banken zusammengebrochen. Angelockt von hohen Zinsen hatten allein 30.000 deutsche Sparer dort insgesamt 330 Mio. Euro angelegt. Seit dem Zusammenbruch der Bank ist dieses Vermögen eingefroren. Die Anleger bemühen sich bisher vergeblich um eine Auszahlung.

Die Aussagen des isländischen Präsidenten dürfe man nicht immer zu ernst nehmen, beruhigen isländische Politikexperten. Denn zum einen habe Grimsson als Staatspräsident nicht das Mandat für solche Entscheidungen. Die Regierungsgeschäfte trägt ausschließlich die seit einer guten Woche amtierende rotgrüne Übergangsregierung unter der sozialdemokratischen Premierministerin Johanna Sigurdardottir.

Diese haben derzeit jedoch noch ganz andere Aufgaben zu bewältigen. Bei den vorgezogenen Neuwahlen am 25.April soll in Island per Referendum über die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen abgestimmt werden. Sollten sich die Bürger für einen Beitritt entscheiden, gilt der Euro als wahrscheinlichste Währung für das Land. Allerdings gibt es parallel auch Gespräche mit Oslo, um die Übernahme der norwegischen Krone als Alternative zu erörtern. (awa, DER STANDARD, Printausgabe, 11.2.2009)