Constantin Film
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Das Kino öffnet die Klamottenkiste, und heraus kommen "All The Queen's Men - Die Männer Ihrer Majestät", die während des Zweiten Weltkriegs in Stöckelschuhen einer deutschen Chiffriermaschine hinterherjagen.


Wien - All The Queen's Men - Die Männer Ihrer Majestät ist eine österreichisch-deutsch-ungarische Koproduktion mit US-amerikanisch-deutsch-englisch-österreichischer Besetzung. Genauso sieht der Film auch aus. Das Drehbuch, so erfährt man aus dem Pressetext, "kursierte schon fünfzehn Jahre in Hollywood", und man kann sich - angesichts des Films - des Gedankens schwer erwehren, dass es vielleicht auch gute Gründe hatte, weshalb so lange keine Verfilmung zustande kam.

All The Queens' Men beginnt im Jahr 1944 in Italien, wo es dem US-Major Steven O'Rourke (Matt LeBlanc) zwar gelingt, eine der begehrten deutschen Enigma-Verschlüsselungsmaschinen zu entwenden. Ein britischer Offizier mit ausgeprägtem Sinn für Vorschriften macht seinen Erfolg jedoch gleich wieder buchstäblich zunichte.

In weiterer Folge erhält der glücklose Held einen neuen Auftrag: In Geheimmission der Alliierten soll nun direkt in die Enigma-Produktionsstätte am Rande Berlins vorgedrungen werden, und weil dort nur Frauen arbeiten, muss das Kommando um O'Rourke in entsprechender Verkleidung ausrücken.

Was das heißt, ist so vorhersehbar wie öde ausgeführt: Nach einem Crashkurs in Sachen Brustprothese-Anlegen, Make-up-Auftragen und In-Stöckelschuhen-Gehen beginnen die Kalamitäten. Richtige Männer wollen den "Damen" an die Wäsche, und der feschen deutschen Bibliothekarin (Nicolette Krebitz), die bei der Beschaffung wichtiger Informationen behilflich ist, kann sich der Held als man in drag auch nur bedingt nähern. Das liefert im Zweifelsfall Stoff für zotige Dialoge.

Der reale historische Hintergrund des NS-Regimes und des Zweiten Weltkriegs wird als ebensolcher ausgewertet - sei es in Form von digitalen nächtlichen Fliegerangriffpanoramen, sei es in Gestalt von ausgebombten Statistinnen, auf die dann auch die alliierten Undercoveragenten mitfühlende Blicke werfen.

Udo Kier hat einen Auftritt als Wehrmachtsoffizier mit sadomasochistischer Neigung. Karl Markovics spielt einen liebeskranken Gestapo-Offizier - und Oliver Korittke darf als schwuler Chauffeur immerhin erwähnen, dass einige seiner Freunde für ihre Neigung ins Konzentrationslager deportiert wurden.

Darüber hinaus bewegt sich das Geschehen unter unsäglicher musikalischer Dauerbegleitung auf dem Niveau von 60er-Jahre-Euro-Trash.

Regie geführt hat bei All The Queen's Men ein Österreicher: Stefan Ruzowitzky, der für seinen eigenwilligen Crossover zwischen Western und Heimatfilm, Die Siebtelbauern (1998), international gefeiert wurde. Mit der Auftragsarbeit Anatomie, der deutschen Antwort auf das Revival der US-Teen-Slasher-Filme im Gefolge von Scream, hatte sich der Regisseur vor zwei Jahren als solider Genrefilmer ausgewiesen.

Derzeit arbeitet Ruzowitzky an der Fertigstellung von Anatomie 2. Der wird den Missgriff mit All The Queen's Men dann hoffentlich auch wieder ausgleichen. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.6.2002)