Wichtige und nicht ganz so wichtige Ressorts.

"Österreich hat eine Koalitionsregierung aus SPÖ und ÖVP. Welche dieser beiden Parteien hat seit der Regierungsbildung im Herbst 2008 mehr für Österreich durchsetzen können?" Diese Frage stellte das Linzer Marktforschungsinstitut market am vergangenen Wochenende 1000 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten.

Tendenziell steigt dabei die Kanzlerpartei SPÖ besser aus als die ÖVP: 24 Prozent meinen, „die SPÖ unter Werner Faymann" habe mehr für Österreich durchgesetzt, nur zwölf Prozent meinen das von der „ÖVP unter Josef Pröll". 47 Prozent sagen allerdings, die beiden hätten etwa gleich viel durchgesetzt. „Was Faymann - in markantem Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger Alfred Gusenbauer - gelungen ist: Er hat die eigene Wählerschaft sehr deutlich hinter sich", sagt market-Chef Werner Beutelmeyer nach Durchsicht der Detailergebnisse.

47 Prozent der bekennenden SPÖ-Wähler sehen die eigene Partei als diejenige, die sich durchsetzt, die ÖVP-Wähler sehen ihre Partei nur zu 31 Prozent als die stärkere Kraft in der Koalition.

Dieses Bild wird allerdings relativiert, wenn man die Bedeutung der Ministerien betrachtet. Als absolut wichtigstes Ressort wird das von Finanzminister und ÖVP-Chef Pröll gesehen: 73 Prozent der Befragten halten das Finanzministerium in den kommenden Monaten für sehr wichtig, weitere 18 Prozent für auch noch wichtig.

Das Bundeskanzleramt (in dem auch die Frauenministerin angesiedelt ist) liegt in der Wichtigkeitsreihung der Ressorts nur im guten Mittelfeld: Nur je 36 Prozent halten es für „sehr wichtig" und „auch noch wichtig". Die Grafik zeigt: Der als am wichtigsten eingeschätzte SPÖ-Minister ist Sozialminister Rudolf Hundstorfer - sein Parteifreund Verteidigungsminister Norbert Darabos muss sich mit seinem Ressort eine mehrheitlich als unbedeutend wahrgenommene Rolle zuweisen lassen.

An Abwahl denkt keiner

Insgesamt sind die Österreicher mit der Regierung weitgehend zufrieden - kaum jemand sieht eine Alternative. der Standard ließ dazu folgende Frage stellen: „Angenommen, man könnte in Österreich nicht einzelne Parteien wählen, sondern nur zwischen der jeweils amtierenden Regierung und der jeweiligen Opposition: Wenn jetzt Wahlen wären, würden Sie da für die jetzige Regierung stimmen oder würden Sie die derzeitige Regierung abwählen?"

Darauf sagten 54 Prozent der Wahlberechtigten (93 Prozent der Sozialdemokraten, aber nur 74 Prozent der ÖVP-Wähler), dass sie für die Regierung stimmen würden, nur 18 Prozent wollen die Regierung abwählen. 15 Prozent gefällt keine der Alternativen, 13 Prozent verweigerten die Antwort.

Relativ schwache Werte gibt es für die Koalitionsspitzen in der - ebenfalls fiktiven - Bundeskanzler-Direktwahl: Werner Faymann bekäme 30 Prozent der Stimmen, in früheren Befragungen waren es 34 Prozent vor Weihnachten und sogar 38 Prozent Mitte Januar.

Josef Pröll liegt in der Kanzlerfrage bei 24 Prozent (Dezember 25, Januar 28 Prozent). Freiheitlichen-Chef Heinz-Christian Strache kommt auf elf Prozent (Dezember acht, Januar neun), Grünen-Chefin Eva Glawischnig weitgehend unverändert auf vier, BZÖ-Chef Herbert Scheibner auf ein Prozent.

Kaum Veränderungen gibt es auch in der Sonntagsfrage:

  • Gegenüber der Umfrage vor drei Wochen liegt die SPÖ unverändert bei 34 Prozent und damit fünf Prozentpunkte über dem Wahlergebnis vom September.
  • Die ÖVP hat kontinuierlich auf 29 Prozent zugelegt (bei der Wahl waren es nur 26 Prozent).
  • Die FPÖ liegt mit 21 Prozent zwar besser als bei der Wahl (18 Prozent), aber schlechter als bei der Weihnachtsumfrage (23 Prozent).
  • Klarer 4. Platz für die Grünen, die die zehn Prozent halten können.
  • Schlusslicht ist das BZÖ mit sechs Prozent (elf bei der Wahl). (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 10.2.2009)