"Der Gedanke, mit 25 schon zu wissen, was man im Alter von 65 Jahren machen wird, hat mich umgehauen."

Pink bezogene Sitzmöbel, weiße und lilafarbene Orchideen am Fensterbrett, auf dem Schreibtisch ein Strauß weißer Tulpen. Wenn man das Büro von Sabine Mlnarsky-Bständig, Leiterin des Personalmanagements der Erste Bank Österreich, betritt, wird es trotz null Grad Außentemperatur sofort Frühling. Das helle Innenstadtbüro strotzt nur so vor Blumen, Farben und Licht.

Auch ihre Aufgaben im täglichen Arbeitsalltag bezeichnet die 34-jährige Personalmanagerin als bunt. "Ich bin für mehrere große Bereiche verantwortlich: Recruiting, Personalentwicklung, Budget und Planung, Administration, Controlling, Gehaltspolitik und Arbeitsrecht", so Mlnarsky-Bständig. Die Liste der genauen Tätigkeiten sei "ewig": etliche Besprechungen mit Kollegen, Führungskräften und dem Vorstand, ein wöchentlicher Jour fixe mit dem Betriebsrat, Informationsabende für karenzierte Eltern, Beratung der Landesdirektoren, Austrittsgespräche, Führungskräfteausbildung und so weiter. Die Aufgaben eines Personalmanagers würden sich aber je nach Größe des Unternehmens unterscheiden.

Vom Gericht zum Personalmanagement

Das Arbeitsrecht ist jener Bereich, der die studierte Juristin über Umwege zum Beruf der Personalmanagerin führte: "Ursprünglich wollte ich Richterin werden, und bin auch bei Gericht genommen worden, was zur damaligen Zeit sehr schwierig war. Das war ein richtig harter Kampf. Doch der Gedanke, mit 25 schon zu wissen, was man im Alter von 65 Jahren machen wird, hat mich umgehauen."

Einerseits das Bewusstsein um die genau vorhersehbare Zukunft, andererseits das Berufsbild des Richters, der hauptsächlich alleine, also ohne Team arbeiten muss, haben Mlnarsky-Bständig dazu bewogen, die Ausbildung zur Richterin abzubrechen. Nach einem Trainee-Programm der Industriellenvereinigung hat sie begonnen zuerst den Sparkassen-Verband, dann die Erste Bank in arbeitsrechtlichen Fragen zu beraten. Seit mittlerweile eineinhalb Jahren ist sie Leiterin des Personalwesens und damit für insgesamt 3400 Mitarbeiter zuständig.

Das Arbeitsrecht selbst bezeichnet Mlnarsky-Bständig als "gute profunde Basis" im Personalmanagement: "Ein Personalchef oder eine Personalchefin muss nicht unbedingt Jus studieren. Aber man braucht Grundkenntnisse."

Mathematiker, Psychologen und Personalentwickler

Die Tatsache, dass "man irrsinnig viel bewegen kann" war schließlich der Grund für Mlnarsky-Bständig doch Personalmanagerin und nicht Richterin zu werden: "Es ist für mich wichtig, in einem großen aber vor allem gut qualifizierten Team zu arbeiten. Dass es bei uns nur um den Menschen selbst geht und nicht um ein Produkt oder eine Dienstleistung, ist für mich und meine Mitarbeiter die größte Motivation."

Ihre 54 Mitarbeiter im Personalwesen der Erste Bank hätten laut Mlnarsky-Bständig die unterschiedlichsten Ausbildungen. In ihrem Team sind Mathematiker und Psychologen, genauso wie Personalentwickler oder Lohnverrechner. Ob ein neuer Bewerber eine einschlägige Personalmanagement-Ausbildung mitbringe oder nicht, sei weniger wichtig: "Wirklich etwas über Personalmanagement lernen kann man nur im Unternehmen selbst."

Ein ganz normaler Arbeitstag beginnt für die Personalmanagerin zwischen acht und halb neun Uhr morgens. Nach einer kurzen Besprechung mit ihrer Assistentin starten um neun Uhr Termine, die nicht vor 17 Uhr enden. Pause gebe es dazwischen meist keine. "In vielen Fällen beginne ich erst danach mit den operativen Dingen, wie zum Beispiel meine E-Mails zu lesen", beschreibt Mlnarsky-Bständig ihren Arbeitsalltag. Auch Abendveranstaltungen müsse man einplanen: "Es gibt Monate mit zwei bis drei Abendveranstaltungen pro Woche. Da ist dann der Tag lang."

Mit einem Ohr bei den Menschen

Stressresistenz sei deshalb eine jener Eigenschaften, die ein Personalmanager unbedingt mitbringen sollte, so die 34-Jährige, die selbst bis zu zwölf Stunden im Büro verbringt. Außerdem sei vernetztes und unternehmerisches Denken unerlässlich: "Man muss möglichst viele Informationen aufgreifen, um herauszufinden, was in allen anderen Bereichen gerade läuft."

Ein Personalist müsse sich auch wirklich für das Produkt oder die Dienstleistung, die das Unternehmen anbietet, interessieren: "Ich bin 100-prozentig davon überzeugt, dass man wissen muss, was im Unternehmen eigentlich gebraucht wird. Man muss ein Ohr bei den Menschen haben, um zu wissen, warum Mitarbeiter motiviert oder demotiviert sind." Sie stelle diese Kommunikation beispielsweise durch den ständigen Kontakt zu den Filialleitern der Banken her.

Auf die Frage nach der derzeit wirtschaftlich schwierigen Zeit kontert Mlnarsky-Bständig sofort: "Jeder wird heute mit der Finanzkrise konfrontiert und jeder, der etwas anderes sagt - da passt irgendetwas nicht." Auch Maßnahmen wurden bereits getroffen. "Wir nehmen spürbar weniger Mitarbeiter auf und versuchen so einen Ausgleich zu schaffen", so die Managerin. Viele Unternehmen seien auch dazu übergegangen, Ausbildungskosten zu streichen. "Das war auch in Diskussion, aber wir haben uns ganz bewusst entschlossen, das nicht zu tun", so Mlnarsky-Bständig. Denn sie merke, dass in Zeiten, in denen es nicht so rund laufe, die Ausbildung der Mitarbeiter und die Weiterbildung von Führungskräften besonders wichtig seien. (Maria Fanta, derStandard.at, 12. Februar 2009)