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PLAY.FM betreibt ein eigenes Sendestudio in Wien.

Foto: Archiv

Das gegenwärtige Lizenzabgabesystem für die urheberrechtlich geschützten Inhalte von Internet-Radio-Diensten ist derart kompliziert, dass innovative neue Ansätze in diesem Bereich keinerlei Überlebenschance haben. Zu dieser Einschätzung kommt Martin Stiksel, einer der Mitgründer der populären Online-Musikplattform Last.fm, in einem aktuellen Bericht des britischen Guardian. Die Situation für Anbieter spitze sich aufgrund einer immer unüberschaubarer werdenden Zahl von unterschiedlichen Regelungen dramatisch zu.

Komplizierter und kostenintensiver

"Zum jetzigen Zeitpunkt werden Lizenzvereinbarungen nicht nur komplizierter, sondern auch zunehmend kostenintensiver", stellt Stiksel fest. Die zunehmende Komplexität und Vielfalt der unterschiedlichen Abgabemodelle sei ein "absoluter Albtraum". "Wir sind heute weiter davon entfernt, ein geeignetes einfaches Lizenzsystem zu finden als jemals zuvor", kritisiert Stiksel. "Ich kann diese Kritik nur bestätigen. Das Fehlen eines einheitlichen Lizenzabgabemodells ist heute immer noch das große Problem, mit dem die Webradio-Szene zu kämpfen hat", erklärt Georg Hitzenberger, Geschäftsführer des Internetradio-Portals PLAY.FM.

Länderspezifische Unterschiede

Die enormen länderspezifischen Unterschiede der diesbezüglichen Regelungen seien letzten Endes sicherlich auch mitverantwortlich dafür, dass sich die Zahl der Anbieter im Webradio-Bereich in den vergangenen Jahren rückläufig entwickelt habe. "Heute gibt es auf jeden Fall weniger Internetradios als noch vor einem Jahr. Viele sind zwar anfangs noch sehr motiviert, wenn es um den Start eines eigenen Senders geht. Sobald sie sich aber genauer mit der entsprechenden rechtlichen Situation vertraut machen, geben die meisten auf", schildert Hitzenberger. Aufgrund der von Land zu Land unterschiedlichen Lizenzsysteme hätten aber auch etablierte Webradio-Anbieter zunehmend zu kämpfen.

"Extrem mühsame" Situation

"Die unterschiedlichen Regelungen sind einfach zu kompliziert und unüberschaubar. Der Einzelne weiß oft gar nicht so genau, wohin er sich im Einzelfall wenden muss. Ich weiß von mehreren Werbradios, die in dieser Hinsicht mit großen Problemen zu kämpfen haben", erläutert Hitzenberger. Auch für PLAY.FM sei diese Situation "extrem mühsam". "Ich sehe nicht ein, warum es nicht auch im Bereich der Webradios möglich sein sollte, hier eine pauschale Lizenzlösung zu finden. Bei den herkömmlichen Radiostationen gibt es so etwas ja auch bereits seit einiger Zeit", kritisiert Hitzenberger.

Politik soll eingreifen

Man könne in diesem Zusammenhang nur darauf hoffen, dass sich die Politik diesem Problem bald ernsthaft annehmen werde. "Die EU hat bereits versucht, das internationale Lizenzmodell zu vereinfachen. Die neuen Regelungen befreien die Anbieter von Internetradios aber lediglich von der Verpflichtung, entsprechende Vereinbarungen mit der Verwertungsgesellschaft im eigenen Land zu treffen. Diese Änderung macht meiner Ansicht nach nur wenig Sinn, da ich als Betreiber eines Webradios ja nicht genau darüber Bescheid wissen kann, welche Gegenseitigkeitsverträge es in dem jeweiligen Land mit den Rechteinhabern gibt", so Hitzenberger abschließend.(pte)