Bild nicht mehr verfügbar.

Daniel Pfister "flach wie ein Bügeleisen" auf seiner Rennrodel.

EPA/CJ GUNTHER

Lake Placid - Das österreichische Team hat am Sonntag im Mannschaftsbewerb der Rodel-Weltmeisterschaften in Lake Placid/USA mit Silber die zweite Medaille geholt. Einzel-Bronzemedaillengewinner Daniel Pfister, Nina Reithmayer und Peter Penz/Georg Fischler fehlten in dem Staffelrennen allerdings 1,51 Sekunden auf Topfavorit Deutschland, der sich zum achten Mal in Folge den Titel sicherte. Den dritten Platz holte die Mannschaft aus Lettland. Kanada, das ursprünglich vor Österreich lag, wurde nach einem Wechselfehler disqualifiziert.

"Das ist ein sehr guter Abschluss für uns. Wir haben uns nach dem schwarzen Freitag wieder gut gefangen. Die Team-Medaille gibt uns nun für die abschließenden Weltcups in Kanada das nötige Selbstvertrauen. Insgesamt bin ich mit der Leistung meiner Athleten zufrieden", analysierte ÖRV-Cheftrainer Rene Friedl.

Bronze für Pfister

Daniel Pfister sorgte am Samstag für das erhoffte Erfolgserlebnis bei den Titelkämpfen. Der 22-jährige Tiroler raste auf der schwierigen Bahn im US-Bundesstaat New York zur Bronzemedaille und feierte damit den Höhepunkt seiner noch jungen Karriere. Pfister musste sich nach zwei Läufen nur dem neuerlich erfolgreichen Titelverteidiger Felix Loch aus Deutschland sowie dem Südtiroler Armin Zöggeler geschlagen geben.

Für den Österreichischen Rodel-Verband (ÖRV), der am Vortag im Männer-Doppelsitzer einen wenig ruhmreichen WM-Auftakt erlebt hatte, war es die erste Medaille im Einsitzer der Männer, seit Rainer Margreiter im Februar 2003 in Sigulda ebenfalls Bronze geholt hatte.

Nach dem ersten Lauf noch Vierter, verdrängte der Schwazer den Deutschen Jan Eichhorn dank der drittbesten Zeit in der Entscheidung noch aus den Medaillenrängen. "Das ist nach dem gestrigen schwarzen Freitag ein super Ergebnis für das ganze Team. Daniel ist ein Wettkampftyp und hat im ersten Lauf seine Startnummer optimal ausgenutzt. Im zweiten hat er die Nerven behalten und vor allem im schwierigen unteren Teil die Medaille geholt", erklärte Cheftrainer Rene Friedl.

Pfister hatte mit einer Silbermedaille bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Altenberg 2006 erstmals nachdrücklich auf sich aufmerksam gemacht. Erst im Dezember des vergangenen Jahres sicherte er sich den österreichischen Meistertitel, im Jänner holte Pfister in Cesana den ersten Podestplatz in diesem Winter.

Auch die übrigen drei Österreicher schafften den Sprung in den zweiten Lauf, Wolfgang Kindl belegte unmittelbar vor Martin Abentung den 12. Platz, Manuel Pfister wurde 25. "Das war genau das richtige Zeichen für die morgige Teamstaffel, da werden wir nochmals voll angreifen", freute sich ÖRV-Sportdirektor Markus Prock auf den abschließenden WM-Bewerb.

Enttäuschung zu Beginn der WM

Mit den Olympiasiegern Andreas und Wolfgang Linger sowie Tobias und Markus Schiegl verabschiedeten sich im Doppelsitzer-Bewerb am Freitag die beiden rot-weiß-roten Medaillenkandidaten nach Stürzen bereits nach dem ersten Durchgang aus dem Titelrennen.

Der dritte ÖRV-Schlitten mit Peter Penz/Georg Fischler beendete den ersten WM-Bewerb, vor dem das österreichische Team die größten Medaillenhoffnungen im Rahmen der WM gehegt hatte, auf Platz acht. Gold ging an Gerhard Plankensteiner/Oswald Haselrieder. Die nach neuem Bahnrekord bereits nach dem ersten Lauf führenden Südtiroler siegten vor den deutschen Titelverteidigern Andre Florschütz/Torsten Wustlich. Das US-Duo Mark Grimmette/Brian Martin holte Bronze.

Als seriöse Medaillenkandidaten gestartet, waren die Titelambitionen der beiden ÖRV-Top-Duos auf der schwierigen Olympiabahn bereits nach dem ersten Durchgang zunichtegemacht. Die Linger-Brüder, im Training noch bei den Schnellsten, kamen zu Sturz und scheiterten damit klar an der Qualifikation für das Finale der besten 18 Schlitten. Auch die Schiegl-Cousins machten bei eisigen Temperaturen unliebsame Bekanntschaft mit der Bahn, die sich vor allem im unteren Streckenabschnitt sehr unruhig präsentierte, und scheiterten vorzeitig.

"Wir haben voll riskiert, bremsen braucht man bei einer WM nicht, leider ist es nach hinten losgegangen. Der Frust ist jetzt schon riesengroß", erklärte Tobias Schiegl. Cheftrainer Rene Friedl zeigte sich nach dem klassischen Fehlstart ebenfalls wenig erfreut: "Natürlich sind wir sehr enttäuscht, vor allem nach den sehr guten Trainingsläufen der Lingers. So ist es eben im Sport, ein Sturz ist immer drinnen. Wir müssen nun von Bewerb zu Bewerb schauen."

Hamlin durchbricht deutsche Dominanz

Lokalmatadorin Erin Hamlin hat bei den Frauen die 14 Jahre andauernde Dominanz der deutschen Athletinnen durchbrochen. Die US-Amerikanerin gewann im Einsitzer der Frauen vor der Deutschen Natalie Geisenberger (+0,187 Sek.) und der Ukrainerin Natalia Jakuschenko (0,236). Für die erfolgsverwöhnten deutschen Frauen war es die erste WM-Niederlage seit 1995.

Die ÖRV-Athletinnen konnten ihre Bestleistung nicht abrufen. Nina Reithmayer, nach dem ersten Lauf unmittelbar vor Veronika Halder noch Zehnte, verbesserte sich im zweiten Durchgang zumindest um einen Rang und wurde mit 0,84 Sekunden Rückstand Neunte. Halder fiel in der Entscheidung auf Platz zwölf zurück.

"Das ist ein überraschendes Endergebnis", kommentierte Rene Friedl das Rennen. Den aus österreichischer Sicht verpatzten WM-Auftakt führte der ÖRV-Chefcoach auf die schwierige Bahn zurück: "Wir sind damit heute nicht zurecht gekommen. Nina hat einen guten zweiten Lauf gehabt. Das ist heute kein einfacher Tag für uns, aber wir werden morgen wieder angreifen." (APA)

Ergebnisse der Kunstbahn-Rodel-Weltmeisterschaften in Lake Placid:

Männer - Einsitzer: 1. Felix Loch (GER) 1:44,336 Min. (51,939/52,397 Sek.) - 2. Armin Zöggeler (ITA) +0,213 Sek. (51,982/52,567) - 3. Daniel Pfister (AUT) 0,701 (52,271/52,766) - 4. Albert Demtschenko (RUS) 0,872 (52,432/52,776) - 5. Jan Eichhorn (GER) 0,890 (52,215/53,011) - 6. Bengt Walden (USA) 0,906 (52,422/52,820) - 7. David Möller (GER) 1,123 (52,523/52,936) - 8. Stefan Höhener (SUI) 1,196 (52,457/53,075). Weiter: 12. Wolfgang Kindl (AUT) 1,461 (52,912/52,885) - 13. Martin Abentung (AUT) 1,605 (52,867/53,074) - 25. Manuel Pfister (AUT) 2,540 (53,175/53,701).

Frauen - Einsitzer: 1. Erin Hamlin (USA) 1:28,098 Min. (44,113/43,985 Sek.) - 2. Natalie Geisenberger (GER) +0,187 Sek. (44,214/44,071) - 3. Natalia Jakuschenko (UKR) 0,236 (44,249/44,085) - 4. Alex Gough (CAN) 0,517 (44,401/44,214) - 5. Julia Clukey (USA) 0,524 (44,395/44,227) - 6. Tatjana Hüfner (GER) 0,704 (44,459/44,343) - 7. Ashley Walden (USA) 0,746 (44,481/44,363) - 8. Maija Tiruma (LET) 0,819 (44,405/44,512) - 9. Nina Reithmayer (AUT) 0,840 (44,547/44,391). Weiter: 12. Veronika Halder (AUT) 1,279 (44,624/44,753)

Männer - Doppelsitzer: 1. Gerhard Plankensteiner/Oswald Haselrieder (ITA) 1:27,401 Min. (43,641/43,760 Sek.) - 2. Andre Florschütz/Torsten Wustlich (GER) +0,057 Sek. (43,649/43,809) - 3. Marc Grimette/Brian Martin (USA) 0,210 (43,784/43,827) - 4. Christian Oberstolz/Patrick Gruber (ITA) 0,480 (43,919/43,962) - 5. Patric Leitner/Alexander Resch (GER) 0,591 (43,947/44,045) - 6. Christian Niccum/Dan Joye (USA) 0,611 (43,861/44,151) - 7. Tobias Wendl/Tobias Arlt (GER) 0,637 (44,047/43,991) - 8. Peter Penz/Georg Fischler (AUT) 0,919 (44,233/44,087). Weiter (nur ein Lauf): 17. Tobias Schiegl/Markus Schiegl (AUT) 46,302 - 20. Andreas Linger/Wolfgang Linger (AUT)