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Foto: Getty/Miguel Villagran

Ja, ich bin schon etwas aufgeregt", sagt Wolfgang Ischinger und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Zum ersten Mal leitet der deutsche Top-Diplomat an diesem Wochenende die Münchner Sicherheitskonferenz. Doch bei allem Lampenfieber überwiegen doch Stolz und Freude. Denn Ischinger gelang für diese 45. Sicherheitskonferenz ein Coup, den noch keiner seiner Vorgänger schaffte.

Aus den USA kommen nicht "nur" wie bisher der Verteidigungs- oder Außenminister. Nein, US-Präsident Barack Obama schickt gleich seinen Vize Joe Biden. Diese Aufwartung ist für das Treffen in München natürlich eine enorme Aufwertung. "Ich war fünf Jahre Botschafter in den USA, irgendwann muss sich das mal auszahlen", meint Ischinger.

Schon als Austauschschüler und Student zog es den heute 62-Jährigen immer wieder über den Atlantik. Doch er blieb nicht ganz "drüben", absolvierte zunächst in Bonn und Genf sein Jus-Studium, studierte dann in Massachusetts Völkerrecht. Erste berufliche Schritte in den USA machte Ischinger unter einem Österreicher: Er war von 1973 bis 1975 Mitarbeiter des damaligen UN-Generalsekretärs und späteren Bundespräsidenten Kurt Waldheim.

Sein Amt als deutscher Botschafter in den USA trat der Diplomat aus der Kleinstadt Nürtingen (Baden-Württemberg) an einem wahren "Schicksalstag" an: Am 11. September 2001. Die vom deutschen Ex-Kanzler Gerhard Schröder noch am gleichen Tag ausgerufene "uneingeschränkte Solidarität" mit den USA soll ihm Ischinger eingeflüstert haben.

Nicht einmal ein Jahr später hatte es Ischinger im Job ungleich schwerer: Als Schröder den Irakkrieg geißelte, brach zwischen Berlin und Washington Eiszeit aus. Der besonnene und stets freundliche Ischinger musste mehr als einmal kalmierend ausgleichen.

Doch schwierige Balanceakte waren schon zuvor seine Spezialität. Ischinger war mit dem US-Diplomaten Richard Holbrooke am Friedensabkommen von Dayton für Bosnien-Herzegowina und am Balkan-Stabilitätspakt beteiligt. Außerdem engagierte er sich bei den Nato-Russland-Verhandlungen und im Kosovo-Konflikt. "Es kann sein, dass der Dialog mit dem Gegner nichts nützt, aber falsch kann er nie sein", lautet seine Devise.

Daher wünscht sich der dreifache Vater, der in zweiter Ehe mit der Journalistin Jutta Falke verheiratet ist, für den Montag nach der Konferenz folgende Schlagzeile in den Zeitungen: "Neuer Wintereinbruch in München, aber politischer Frühling für die internationale Lage 2009." (Birgit Baumann/DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.2.2009)