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Winken geht. Seine Ski allerdings kann Klaus Kröll mit rechts nicht tragen. Pas de problem. "Ich hab ja eine Linke."

APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER

Die drei gebrochenen Handwurzelknochen, die im Zusammenwachsen sind, gehören Klaus Kröll (28) und nicht der Nation. Quasi. Im Unterschied zum Hochdekorierten aus Flachau bestritt der Steirer aus Öblarn in Val d'Isère sein erstes Rennen bei einem Großereignis, den Super-G (10.). "Zurzeit bin ich schon sehr entspannt. Der Winter ist extrem gut gelaufen, Besser, als ich mir erhofft habe", sagt Kröll. "Natürlich will ich Weltmeister werden. Aber ich mache mir keinen Druck. Da herunter kann man nichts erzwingen, das muss von alleine gehen. Das ist so schwer hier, wenn ich da mit Gewalt irgendwo hineinfahre, kann das nur in die Hose gehen."

Einige Frustrationen

Ob er, Kröll, sich schon einmal bei einem Großereignis in so einer entspannten Situation befunden habe? "Überhaupt nicht. Sonst bin ich immer hingefahren mit einem unguten Gefühl. Das ist ja schon meine dritte WM, und bei Olympischen Spielen war ich zweimal." Da waren einige Frustrationen dabei. "Sicher, wenn es knapp hergeht, wenn es auf einen Trainerentscheid ankommt so wie bei mir 2003 in St. Moritz, dann ist der Frust groß. Selber sieht man sich ja immer in einer besseren Lage. Aber da war ich noch relativ jung, da war ich 23. Da hab ich das noch relativ locker gesehen. Aber je älter du wirst, desto knapper wird die Zeit, die Ziele zu erreichen, die du erreichen willst."

Ist ja noch Zeit, wirft man ein, schließlich wurde Didier Cuche mit 35 Weltmeister. "Beruhigend zu sehen, da brauch ich mir mit 28 keinen Stress machen." Nach seiner groben Verletzung, dem Schienbeinkopfbruch im März 2006, schien alles vorbei zu sein. "Ich bin zwar die nächste Saison noch gefahren, aber immer mit Schmerzmitteln, immer am Limit, und im März 2007 war ich körperlich völlig am Sand. Da hab ich dann klein angefangen und mir mit meinen Trainern einen Dreijahresplan gemacht, der auf die Olympischen Spiele 2010 zielte." Und in dem stand auch der erste Weltcupsieg drinnen, der dann heuer im Kitzbühel, also im zweiten Jahr, tatsächlich passierte. "Dazu musst du körperlich fit sein. Denn wenn du nicht fit bist, tust du dir gleich wieder weh, da kommen nur blöde Geschichten heraus."

Jetzt soll eine gute Geschichte herauskommen, steht im Plan. Im Vorjahr, als die Abfahrts-Generalprobe auf der Face de Bellevarde abgesagt wurde, bestritt Kröll die Trainings. "Die Beziehung war schlecht, mir hat's überhaupt nicht getaugt, ich hab mich überhaupt nicht zurechtgefunden, ich war ja auch noch weit weg von einem WM-Start. Das schaut jetzt ganz anders aus. Wo es mich damals herumgeschleudert hat, hab ich heuer gar keine Probleme." Die Handwurzelknochen bereiten auch kaum Probleme. Der Gips ist seit Mittwoch weg, die Schiene wird nur beim Skifahren getragen, Voltaren zum Frühstück ist freilich Pflicht. "Und die Ski kann ich auch nicht tragen mit der Rechten, aber ich hab ja eine Linke."

Als Klaus, der Bub, sich die Olympiaabfahrt 1992 anschaute und Patrick Ortlieb siegen sah ("Wir haben daheim jedes Skirennen im Fernsehen verfolgt"), dachte er nicht einmal im Traum daran, einmal Rennläufer zu werden. "Ich war viel Ski fahren, aber ich war nicht gut." Besserung trat mit 14 ein. Und wie steht es jetzt mit den Träumen, schließlich sagt nahezu jeder Weltmeister oder Kitzbühelsieger nach vollbrachtem Werk, dass ein Traum in Erfüllung gegangen sei? "Ich hab das in Kitzbühel natürlich auch gesagt." Und falls er hier etwas reißt, wird er es wohl auch sagen.

Das Abschlusstraining am Freitag gewann Didier Cuche, der vermutlich in der Nacht auf Samstag vom Abfahrtsgold geträumt hat, vor Aksel Lund Svindal, Bode Miller und Walchhofer. Maier (13.) erklärte sich für fit. ÖSV-Alpindirektor Hans Pum: "Die Abfahrt bestreiten Walchhofer, Maier, Hermann und Gruber." So einen Versprecher nimmt ihm in diesen themenspezifischen Tagen keiner übel. (Benno Zelsacher aus Val d'Isère, DER STANDARD Printausgabe 07.02.2009)