unfehlbarkeit nicht selbst ein fehler ist,

was man ja nicht wissen kann, sollte man den fehler an sich,

wenigstens hinsichtlich der unfehlbarkeit in frage stellen. wer fehler macht, kann nicht unfehlbar sein. das sagt schon der

hausverstand, wenn damit hausbesitzer und nicht häuser

gemeint sind. daher gebietet die vernunft, wenigstens in bayern und österreich, dass man kleine und auch grosse fehler, nicht gleich beim namen nennt, sondern den hilfsbegriff schnitzer

verwendet. wer einen schnitzer macht, verliert noch lange nicht die unfehlbarkeit, sondern er hat eben das privileg, sich einen schnitzer zu leisten. außerdem gibt es, im gegensatz zur

unfehlbarkeit, die vokabel unschnitzbarkeit nicht, es sei denn man kommt aus dem grödnertal. der schnitzer ist auch ein

zutiefst katholischer begriff, denn er ist leichter zu vergeben

als fehler, wenn man vergeben nicht wörtlich nimmt. jeder

sterbliche kann sich also schnitzer leisten, allerdings muss er das risiko in kauf nehmen, sich unsterblich zu blamieren.

(friedrich achleitner, DER STANDARD/Printausgabe, 07./08.02.2008)