Wien - 18 Wiener Galerien werden sich im Mai parallel zu ihrer Messepräsentation bei der Viennafair keinen Kopf über ein attraktives Programm an ihrer "fixen" Adresse zerbrechen müssen. Denn einen Monat lang (6. Mai bis 6. Juni) bespielen international renommierte Kuratoren ihre Räumlichkeiten, sodass in den vier zusammengefundenen Galerie-Clustern in den Grätzeln Innere Stadt, Eschenbach- und Schleifmühlgasse so etwas wie winzige Mikro-Biennalen entstehen.

curated by_vienna 09 bedeutet konkreter, dass für die Ausstellungen jeweils die Räume von vier oder fünf Galerien verknüpft werden, die Kuratoren dabei aber nicht auf den Pool der dort verorteten Künstler beschränkt sind. Ein neuartiges Konzept für die Galeriebespielung, von dem sich die Initiatoren, departure (Wiener Kreativ-Förderagentur), frische Impulse und "eine strukturierte nachhaltige Vernetzung mit internationalen Kuratoren" für den Kunstmarktstandort Wien erhoffen.

Die alteingesessenen Innenstadtgalerien Krinzinger, Insam und Nächst St. Stephan haben sich gemeinsam mit der jungen Galerie Layr-Wuestenhagen Contemporary für ein Duo entschieden: Dan Cameron, der Biennalen in der ganzen Welt, darunter jene in Istanbul und Taipei, kuratierte, und seine Kollegin María de Corral, die u. a. 2005 als erste Frau die Hauptschau der Biennale Venedig kuratierte.

Kuratorische Untersuchungen

Cameron und Corral sehen ihren Eingriff als Experiment, eine "kuratorische Untersuchung", die das, was dort seit Jahren zu sehen ist, reflektiert, neue Kontexte herstellt, in Dialoge oder Kontraste setzt: "Man muss in diesem Raum dynamische Beziehungen zu einem anderen Künstler von außerhalb etablieren." Es sei eine Herausforderung, neue Konzepte und Ideen in die Galerie zu transferieren, freut sich Cameron auf die Aufgabe.

Neben Jérôme Sans und Matthew Higgs nimmt auch Gianni Jetzer, Direktor des Swiss Institutes in New York, am Projekt teil. In Fractured Narrative (Schleifmühlgasse), verrät er dem Standard, thematisiert er "die ganz banale, universale Tradition des Geschichtenerzählens". Er will die Ausstellung als Rezeptionsraum nutzen, "man soll die Werke in Gedanken auf diesem Parcours mitnehmen, sie sollen nachhallen können".

Ebenso wie Cameron und Corral empfindet Jetzer die hiesige Szene als sehr offen: "Die Qualität ist hoch, aber nicht eintönig. Zwischen Florian Pumhösl und Gelitin tun sich im buchstäblichen Sinne Welten auf! Vielleicht sollten sich diese Welten noch ein bisschen mehr konfrontieren und miteinander raufen. Ich war auf einer Künstlerparty, da wurde nur geküsst. Das blieb mir ein Rätsel!" (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 6.2.2009)