Düsseldorf - Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat eine vollständige Abkehr des Vatikan von der Pius-Bruderschaft gefordert. Mit einer Kirche, der auch die umstrittene Priesterbruderschaft angehöre, könne es keinen partnerschaftlichen Dialog geben, sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, am Donnerstag im Gespräch mit der Online-Ausgabe des "Handelsblatts".

"Der Papst muss sich entscheiden, auf welcher Hochzeit er tanzen will." Entweder, er stehe für die Kirche der Aufklärung mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, oder für die Kirche des Traditionalismus mit den Pius-Brüdern. "Beides geht nicht", sagte Kramer.

Die Aufforderung des Vatikan an den traditionalistischen Bischof Richard Williamson, die Leugnung des Holocaust zu widerrufen, geht Kramer nicht weit genug. "Williamson gehört seit 1989 zu den Hardcore-Antisemiten in der Pius-Bruderschaft, und die geforderte Abschwörung ist völlig unglaubwürdig", sagte der Zentralrats-Generalsekretär. Dass der Vatikan seine Widerrufs-Forderung als Lösung des Konflikts anbiete, sei "eine Beleidigung an alle gutwilligen intelligenten Menschen, die zur Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche bereit sind". Die Nachricht aus Rom sei daher "allenfalls ein erstes Zeichen der Bewegung", sagte Kramer. (APA/AFP)