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Adrian Newey am Grübeln.

Foto: Bongarts/Getty

Wien - Als drittletztes Formel-1-Team präsentiert Red Bull Racing am kommenden Montag das Auto für die WM-Saison 2009. Während mittlerweile alle bei den Präsentationen sparen, tut Red Bull dies wie schon zuletzt üblich unspektakulär und zum Auftakt der Testfahrten in Jerez de la Frontera (Spanien), wo am 9. Februar das geplante Roll-Out des neuen RB5 stattfindet. Viel weist darauf hin, dass sich die fünfte Version des austro-englischen Renners auf den ersten Blick von den anderen F1-Boliden unterscheidet.

Anderer Look?

Der "Look" der Formel-1-Autos ist wegen der radikalen Regeländerungen und der neuen Aerodynamik ja höchst gewöhnungsbedürftig geworden und nicht zufällig sprach Niki Lauda zuletzt im "kicker" respektlos von "Mähdreschern". In welche Richtung der RB5 geht, wird man am Montag sehen. "Unser Auto wird von der Optik und den Flügelformen großteils anders aussehen als die anderen, die bisher präsentiert wurden", deutete Red-Bull-Konsulent Helmut Marko an.

Der RB5 trägt jedenfalls die ausgeprägte Handschrift von Technikchef Adrian Newey, der laut Marko einem anderen Konzept gefolgt und sehr innovativ vorgegangen ist. Hat Newey also gar endlich wieder sein Genie aufblitzen lassen? "Wir hoffen es zumindest", so Marko.

Relative Zuversicht

Die Weltmeisterschaft 2009 steht wegen der Sparmaßnahmen und der daraus folgenden, zum Teil radikalen Regeländerungen unter besonderen Vorzeichen. Man hat zwar nicht wirklich bei Null begonnen, "aber die Chance, dass jemandem der große Wurf gelingt, ist sicher deutlich größer als sonst", ist auch Marko überzeugt. "Wir sind deshalb relativ zuversichtlich."

Für den 66-jährigen Red-Bull-Mann sind die Sparmaßnahmen eine richtige Entscheidung und kommen sogar viel zu spät, weil solche Maßnahmen die Chancen von Privattteams wie Red Bull Racing gegen Giganten wie Ferrari, BMW, Toyota oder Renault erhöhen.

30-prozentige Budget-Reduktion

Bei Red Bull Racing habe man eine 30-prozentige Budget-Reduktion geschafft. Am meisten Sparpotenzial liegt bei den Motoren. "2008 betrug das Motoren-Budget noch 20 Millionen, 2010 werden es nur noch fünf Millionen sein", rechnete Marko vor. Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz hatte unlängst klargestellt, dass man durch die von der FIA abgesegneten Sparmaßnahmen für beide Teams zusammen (RBR und Toro Rosso) über ein Einsparpotenzial von rund 100 Mio. Eur verfüge.

Auch die Testbeschränkungen könnten für Marko noch weiter gehen. "Dort wird ja gleich viel Geld verpulvert wie bei den Rennen. Und den Zuschauern ist es egal, welchen aerodynamischen Schnickschnack die Autos haben oder wie ein Motor von innen aussieht." Der frühere GP-Pilot fürchtet nicht, dass die Formel 1 wegen der Sparpläne ihre Image als Nummer 1 im Motorsport verlieren könnte. "Entscheidend sind spannende Rennen. Die Formel 1 ist der Pineapple des Motorsports und wird es immer bleiben."

KERS in der Kritik

Das große Reizthema 2009 ist und bleibt das Energierückgewinnungssystem KERS. Auch Marko ist aus mehreren Gründen für eine Aussetzung. "Die Batterielösung ist nicht die richtige, außerdem sprechen wir hier von einem Transport höchst gefährlichen Gutes. Im Auto müssten zwei unterschiedliche Feuerlöschsysteme zur Anwendung kommen", hat Marko nicht nur Technik-, sondern sich Sicherheitsbedenken. Laut dem Grazer sind bis auf BMW alle Teams dafür, KERS wieder abzublasen. "Weil man vor den gleiche Probleme wie in der Serienproduktion steht."

So oder so wird Red Bull als Motorenkunde keine Vorreiterrolle auf diesem Gebiet spielen. "Wir haben nicht die technischen Mittel, um ein eigens KERS zu produzieren. Da sind wir von Renault und Toro Rosso von Ferrari abhängig. Sobald das System standfest ist und einen Wettbewerbsvorteil bietet, verwenden wir es auch", versicherte Marko.

Im Windkanal

Bei RBR in Milton Keynes hat man die längere Vorbereitungszeit durch den auf 29. März verschobenen Saisonbeginn voll genutzt, das Auto lieber im Windkanal weiterentwickelt, statt zu früh auf die Straße zu gehen. Für Marko ist das auch nachträglich betrachtet die richtige Entscheidung. "Bei den Testfahrten in Portugal war wetterbedingt von vier Tagen gerade ein halber Tag brauchbar."

Während dort der neue Toro-Rosso-Fahrer Sebastien Buemi im alten Schwesternauto seine Runden drehte, werden Coulthard-Nachfolger Sebastian Vettel und der Australier Mark Webber - erstmals nach seinem im Training erlittenen Beinbruch - ab Montag den RB5 erstmals in Spanien "ausführen." Am Mittwoch dann auch vor den Augen von Mateschitz.

"Toro Rosso produziert sein eigenes Auto"

Mit dem Verkauf von Toro Rosso, das nach dem Hälfterückkauf der Anteile Gerhard Bergers nun wieder Red Bull alleine gehört, will sich Mateschitz Zeit lassen. In der aktuellen Umbruch-Phase scheint ohnehin vieles offen, auch das neue Concorde-Agreement gibt es nach wie vor nicht. Wodurch genau sich also ein "Konstrukteur" definiert, ist immer noch mehr oder weniger Auslegungssache.

Natürlich gibt es weiterhin die gemeinsame Schnittstelle Red Bull Technology. "Aber Red Bull Racing produziert sein eigenes Auto, Toro Rosso produziert sein eigenes Auto", stellte Marko zum wiederholten Male fest. "Sollte Toro Rosso einmal tatsächlich als eigenständiger Konstrukteur auftreten müssen, sind sie auf dem richtigen Weg." (APA)