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Das gestreckte Bein brachte Lampard (re) die rote Karte ein.

Foto: Reuters/ Noble

London - Liverpool hat die Titelhoffnungen von Vizemeister Chelsea in der englischen Fußball-Premier-League mit dem 2:0-Heimsieg im direkten Duell am Sonntag gehörig gedämpft. "Wir werden bis zum Ende kämpfen, aber der Titel ist nun weiter entfernt", musste sich Chelsea-Trainer Luiz Felipe Scolari eingestehen. Wo bleibe das 'Projekt Chelsea'?, fragte indes schon die Zeitung "The Independent" und gab seinen Lesern sogleich die Antwort: "Wieder da, wo man sich fragt, ob selbst 100 Millionen Pfund kommenden Sommer es richten würden, und bevor jemand überlegt, ob Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch solche Summen überhaupt ausgeben will."

Mitentscheidend für die jüngste Schlappe von Chelsea, das aus fünf Duellen mit Liverpool, Arsenal und Meister Manchester United bisher nur einen Punkt geholt hat, war neben dem Doppelpack von Spaniens Nationalstürmer Fernando Torres (89., 94.) auch eine krasse Fehlentscheidung des Schiedsrichters. Mike Riley zeigte nach einer Stunde im Stadion an der Anfield Road Frank Lampard für einen Zweikampf mit Xabi Alonso die Rote Karte. Chelsea legte am Montag Protest ein. Scolari: "Das hat das Match eine Million Prozent verändert, wir haben unser Zentrum verloren. Ich verstehe diese Entscheidung nicht. Ich habe mir die Szene im TV angesehen, es war kein Foul von Frank, sondern vom anderen Spieler. Er kann nicht für einen Fehler eines anderen büßen und drei Spiele zuschauen", wetterte Scolari, der hoffte, das die FA die Entscheidung revidiert.

Allerdings offenbarte Chelseas Spiel schon vorher klare Defizite. DFB-Teamkapitän Michael Ballack fiel mit einer Durchschnittsleistung nicht sonderlich auf, der "Blues"-Sturm mit dem einsamen Nicolas Anelka enttäuschte, und auch Keeper Petr Cech erwies sich hin und wieder als unsicher. Bereits im Hinspiel im Oktober hatte der Rekordmeister Chelseas sagenhafte Heim-Rekordserie von 86 Spielen ohne Niederlage beendet.

"Der Sieg war verdient, wir waren besser", erklärte Liverpool-Trainer Rafael Benitez. Seine Vorgesetzten, die zerstrittenen US-Eigner Tom Hicks und George Gillett, nahmen ihr Team erstmals seit Monaten wieder zusammen bei einem Heimspiel unter die Lupe. Von Teilen der Fans wurden die US-Amerikaner mit Transparenten wie "Danke, keine Yankees" ("Thanks but no Yanks") begrüßt.

Liverpool verkürzte den Abstand zu Tabellenführer ManU, das noch ein Spiel nachholen muss, jedenfalls auf zwei Zähler. Indes verloren die Londoner bei fünf Punkten Rückstand etwas den Anschluss. Scolari: "Wir werden jedes Spiel angehen, als sei es das letzte und dann sehen, wo wir am Ende stehen. Aber es liegt sicherlich nicht in unserer Hand." (APA/dpa)