Wien - Leere Betten in Wiener Hotels sind im Jänner und Februar keine Besonderheit. Die Finanzkrise ließ die Nächtigungen und Buchungen in der Bundeshauptstadt in den ersten Tagen 2009 allerdings noch viel weiter zurückgehen als in den vergangenen Jahren. Insbesondere Hotels mit starkem Geschäftsreise-Segment oder solche, die sonst viele Gäste aus den USA beherbergt haben, mussten und müssen nach Angaben von Branchenvertretern zum Teil dramatische Einbußen hinnehmen. Die Hoffnungen ruhen nun auf kurzfristigen Buchungen und dem starken Kongresstourismus in der zweiten Jahreshälfte.

Generell sind Jänner und Februar immer die schwächere Saison in Wien, aber in diesem Jahr sei auch bei den Austria Trend Hotels die Auslastung "ein bisschen hinter dem Vorjahr", sagte Gerhard Messinger, Geschäftsführer der Verkehrsbüro Hotellerie GmbH, die mit den Austria Trend Hotels Marktführer ist. Die "Stunde der Wahrheit" komme allerdings im April und Mai - den Monaten, in denen wieder "Druck auf der Stadt" sein muss. Erst dann werde man beurteilen können, wie stark sich die Krise im Städtetourismus niederschlägt.

Stärker spürbar seien die Rückgänge bereits bei internationalen Ketten, die traditionell viele US-Kunden haben, vermutet Messinger. Bei den Austria Trend Hotels sei bei den Firmenpartnern ein gewisses "Abwarten" merkbar. Laut jüngsten Verkehrsbürozahlen gab es im Gesamtjahr 2008 im Segment Geschäftsreisen zwar ein Plus von 6,4 Prozent, in den letzten beiden Monaten brachen die Umsätze allerdings um ein Fünftel bzw. um 15 Prozent ein. Der Spardrang der Firmen hängt von der Branche ab: Wenig überraschend setzen Banken aber auch Autofirmen jetzt den Rotstift an, weniger Anlagenbauer mit Langfrist-Projekten. Die im Vorjahr noch prognostizierte Renaissance der Businessclass gilt als gestoppt.

Auch Michaela Reitterer, Wiener Landesvorsitzende der Hoteliervereinigung (ÖHV) und Betreiberin eines kleinen Stadthotels erwartet, dass in erster Linie größere Häuser und vor allem jene, die viel Businessgeschäft haben, deutliche Einbußen hinnehmen müssen. Generell habe die Lage vor zwei bis drei Wochen "wirklich teilweise dramatisch" ausgesehen, durch die immer kurzfristigeren Buchungen sei der Jänner letztlich aber nicht so schlimm ausgefallen. Einige Hotels hätten die Nächtigungen sogar gehalten, jedoch nur durch Preisnachlässe. Bundes-ÖHV-Chef Hans Schenner sieht die gehobene Hotellerie von dem zu erwarteten Nächtigungsrückgang von sechs Prozent im Jänner und wahrscheinlich auch im Februar besonders betroffen.

Gut ist die Buchungslage dagegen in Wien in der zweiten Jahreshälfte, wenn der Kongresstourismus voll anläuft, so die Hotel-Experten unisono. Zu einigen Konferenzen sei Wien quasi ausgebucht. (APA)