Buraka Som Sistema: "Black Diamond"
Aus den Vororten Lissabons kommt diese musikalische Komposthalde, auf der HipHop, Ragga, Gabba Gabba sowie Sound- und gefladerten Samplefetzen in einander verfaulen, um schließlich von Stromstößen aus einer alten Autobatterie auf den Dancefloor katapultiert zu werden. Dort ruckt und zuckt dieser Bastard gegen jeden Strich, was manchen Tracks eine bisweilen an den Nerven zehrende Ästhetik verpasst, aber das haben junge zappelige Vorstadtjugendliche ja so an sich: Weltmusik für eine Welt aus den Fugen. Eine Folklore ohne Zukunft, ein leidenschaftliches Lebensmanifest des Jetzt. M.I.A. war gestern. (Fabrique/Edel)

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Dan Penn: "Junkyard Junky"
Ein wiedergeborener Christ mit Latzhose und Truckerkappe - muss das sein? Jo, leider. Immerhin ist Dan Penn neben seinen altersbedingten Verirrungen ins Konfessionelle immer noch einer der großen Schattenmänner des Southern Soul, dem er etliche seiner besten Songs geschrieben hat. Sein eigenes Werk blieb hingegen schmal, "Junkyard Junky" ist erst das fünfte Album in gefühlten hundert Jahren, exakt seit 1973. Es macht aber klar, warum der Mann im Soul tätig war/ist und warum Freaks hunderte Dollars für jene Demo-Singles aus den 60ern zahlen, auf denen Penn den schwarzen Jungs vorgesungen hat, wie er sich seine Song vorstellt. Diese Aufnahmen einmal gesammelt zu bekommen - seufz!

Link:
www.danpenn.com

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Grand Duchy: "Petits Four"
Als Grand Duchy treten hier Violet Clark und ein gewisser Frank Black in Erscheinung. Den Dicken von den Pixies muss man nicht näher vorstellen, Mme Violet ist seine zweite Frau, mit der er drei Kinder hat. Ein Familienalbum also, das Black von einer weicheren Seite zeigt, ihn dabei aber zwingender erscheinen lässt als auf seinen halsstarrigen Garagenrockalben. Dass er neben grundsoliden Popmelodien hin und wieder auch die Gitarre krachen lässt - logisch. Dazu gibt er stellenweise das Brülltier vom Küchentisch. Gutes Teil, durch die Bank. (Cooking Vinyl/Edel)

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Martin Rev: "Les Nymphes"
Der Spiderman mit den Sonnenbrillen aus der Schulskikurs von 1981, eine Hälfte der Technobilly-Punks von Suicide, hat ein neues Soloalbum eingespielt. Im Wesentlichen eine Keyboardarbeit mit durch den Wolf gedrehten Rhythmen aus dem Programmspeicher, zu denen Marty mit verfremdeter Stimme unverständliche Texte absondert. Vor allem angesichts seiner ewigen Sturheit überzeugend, ohne den Suicide-Vorschuss-Lorbeer wahrscheinlich eher etwas verwunderlich. Dennoch: Give it a try! (File 13/Trost)

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Action Beat: "The Noise Band From Bletchey"
Wer zulässt, dass sein Kind nach dem Song "American Pie" immer noch Don McLean heißt, darf sich nicht wundern, dass dieses ein wenig verhaltensauffällig wird. Unser Don McLean kanalisiert seine Energie jedenfalls zusammen mit Bruder David am Saxofon und rund acht weiteren Freaks zu Symphonien herrlichen (Gitarren-)Lärms, die Glenn Branca vielleicht geschaffen hätte, wäre er mit seinen Gitarren-Orchestern statt an Symphonien an Pop interessiert gewesen. Wem Mogwai oder Sonic Youth zu zaghaft sind - your band! (Southern/Trost)

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Final Song #01: Various Artists
Die Frage nach dem Lied, das beim ihrem Versenken in die Grube gespielt werden sollte, wurde für diesen Sampler Leuten wie Gilles Peterson, DJ Hell (sic!), David Holmes oder den Jungs von Coldcut gestellt. Ihre jeweils ausgewählten Songs - von den Stranglers über Erik Satie bis zu Brian Eno - sind hier erfasst. Nette Idee, geschmackvolle Mischung. Persönliche Favourites bitte im Forum anmerken. Critics choise: "The Carnival Is Over" von den Seekers. (Physical/Hoanzl)

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Bob Log III: "My Shit Is Perfect"
Jössas! Den gibt's auch noch. Einer der narrischen Blues-Punks, der rund ums Millennium bei Fat Possum veröffentlicht hat, ist nun beim ebenso einschlägigen Label Voodoo Rhythm gelandet. Wie früher spielt Bob immer noch mit Vollvisierhelm, in dessen Mundstück das Mikro eingebaut ist. So weich wie hier wurde er noch nicht wahrgenommen. Altersmilde oder doch nur Sauerstoffmangel - man weiß es nicht. (Voodoo Rhythm/Trost)

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Phosphorescent: "To Willie"
Im ästhetischen Kondensstreifen von Will Oldham geborenen, erweist sich Matthew Houck alias Phosphorescent als weiterhin braver Nachsteller des Meisters. Hier versammelt er Coverversionen - die meisten stammen im Original aus Willie Nelsons Feder - und kredenzt sie in lamentierendem Tonfall. Eh nett, bloß braucht das niemand so richtig, weil Willie das selbst besser kann. Und Will Oldham im Zweifelsfall auch. Seltsamer Plan. (Dead Oceans/Trost)

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Franz Ferdinand: "Tonight: Franz Ferdinand"
Das erste Album hat mehr Wellen geschlagen, das zweite war ein Schnellschuss, richtig gut sind die Ferdls aber hier, auf ihrem dritten Album. Der seit Beginn an präsente XTC-Einfluss bei FF wird schlauerweise Richtung formale Verbreiterung angewendet. Stellenweise noch zu zaghaft, schließlich müssen ja auch die Gewohnheitstiere im Publikum bedient werden. Für die Zukunft ist dieses Album vielleicht wichtiger als wir es uns heute ausmalen können. (Domino/Hoanzl)

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XTC: "Drums And Wires"
Apropos: Eines der besten Alben der bis heute einflussreichen New-Wave-Popper von XTC ist das dritte, 1979 veröffentlichte "Drums And Wires". Bereits der Opener "Making Plans For Nigel" war so etwas wie ein Instant-Klassiker und elektrisiert bis heute, Songs wie "Life Begins At The Hop" oder "Millions" erfreuen wohl auch in alle Ewigkeit die Herzen arrivierter Pop-Fans. Klingt schnöselig, stimmt aber so, weil XTC ja durchaus kunstsinnige höhere Wesen waren. Auch das Cover ist welt! (Virgin)

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