Vatikanstadt - Verschiedene Aussagen und Entscheidungen von Papst Benedikt XVI. haben seit dem Beginn seines Pontifikats 2005 immer wieder für Unverständnis und Empörung gesorgt. Innerkirchlich zielten sie jedenfalls darauf ab, dem Autoritätsverlust des Lehramtes entgegenzuwirken und den Auswüchsen der Liturgiereform einen Riegel vorzuschieben.

12. September 2006: Die "Regensburger Vorlesung" des Papstes führt zu einem Entrüstungssturm in der islamischen Welt. Benedikt XVI. zitierte den byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaiologos (1350-1425) mit den Worten, der Prophet Mohammed habe "nur Schlechtes und Inhumanes" gebracht, "wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten".

27. Juni 2007: Als Zugeständnis an die Traditionalisten ebnet der Papst den Weg für Gottesdienste im vorkonziliaren Ritus. Schon vor seiner Wahl hatte er gefordert, der "Wildwuchs" gottesdienstlicher Formen und liturgische Missbräuche müssten beendet werden. In seinem Buch "Der Geist der Liturgie" warnte er vor einer zunehmend entsakralisierten und "zur Show degenerierten Liturgie, in der man die Religion mit modischen Mätzchen interessant zu machen versucht". bt damit rund 40 Jahre alte Beschränkungen auf.

10. Juli 2007: Der Vatikan bekräftigt die vom Papst in seiner früheren Eigenschaft als Präfekt der Glaubenskongregation verfasste Erklärung "Dominus Iesus", die die Vorrangstellung der katholischen Kirche betont und die Protestanten nicht als "Kirchen im eigentlichen Sinn" anerkennt. Der Forderung nach "Tischgemeinschaft" - einem "gemeinsamen Abendmahl" mit den Protestanten - wird eine klare Absage erteilt.

5. Februar 2008: Der Papst führt eine Sonderform der umstrittenen Karfreitagsfürbitte ein. Darin heißt es: "Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott, unser Herr, ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus als den Retter aller Menschen erkennen." Nach Ansicht von Kritikern wird damit - zumindest indirekt - zur Missionierung der Juden aufgerufen. Eine schärfere Formulierung der Fürbitte, in der von "treulosen" und "verblendeten" Juden die Rede gewesen war, hatte das Verhältnis zwischen den Religionen jahrhundertelang schwer belastet. Sie war von Johannes XXIII. außer Kraft gesetzt worden.

24. Jänner 2009: Nach über 20 Jahren hebt Papst Benedikt XVI. die von seinem Vorgänger Johannes Paul II. verfügte Exkommunizierung von vier Bischöfen der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. des verstorbenen französischen Erzbischofs und Konzilsgegners Marcel Lefebvre auf. Unter ihnen ist auch der britische Bischof Richard Williamson, der den Holocaust leugnet. (APA/AP/AFP)