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Der Bürgermeister der Hauptstadt von Madagaskar, Andry Rajoelina, hat sich zum neuen Machthaber des Landes erklärt.

AP Photo/Jerome Delay

Antananarivo - Nach blutigen Protesten mit mehr als 100 Toten hat sich auf der Tropeninsel Madagaskar der Bürgermeister der Hauptstadt Antananarivo, Andry Rajoelina, zum militärischen und politischen Oberbefehlshaber erklärt. Vor zehntausenden Anhängern betonte er am Wochenende, dass die Sicherheitskräfte künftig von ihm ihre Befehle bekämen. Er übernehme die Führung des Landes und werde die nationalen Angelegenheiten regeln - "da Präsident und Regierung ihre Verantwortung nicht wahrgenommen haben."

Wegen zahlreicher Verstöße gegen die Verfassung werde ein Antrag auf Entmachtung von Präsident Marc Ravalomanana im Parlament eingebracht, um den gesetzlichen Bestimmungen zu entsprechen, sagte Rajoelina. Für den heutigen Montag ist eine weitere Kundgebung angekündigt. Insgesamt hatten am Samstag knapp 30.000 Menschen friedlich gegen die Regierung von Präsident Ravalomanana demonstriert. Sie gehörten der Demokratiebewegung Rajoelinas an, der dem Staatschef Verschwendung und anti-demokratisches Verhalten vorhält.

Ravalomanana betonte am Samstagabend im Fernsehen, er sei weiter der rechtmäßige Staatschef: "Meine Regierung existiert immer noch. Ich bin der Präsident und der Chef der Nation." Die Bevölkerung rief er auf, die Arbeit wieder aufzunehmen.
Die Sicherheitskräfte haben sich bisher im Hintergrund gehalten. Als Demonstranten am Beginn der Kundgebung am Samstag Steine auf Gendarmen warfen, zogen diese umgehend ab. Nach der ersten Versammlung am vergangenen Montag hatte es noch gewaltsame Auseinandersetzungen gegeben.

Der Machtkampf zwischen Rajoelina und Ravalomanana hatte sich in den vergangenen Wochen hochgeschaukelt. Rajoelina wurde im Dezember 2007 zum Bürgermeister gewählt. Er wirft der Regierung vor, den Reichtum des Landes an ausländische Firmen zu verschleudern. (dpa, AFP, DER STANDARD, Printausgabe, 2.2.2009)