Shimano FD 7970

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Shimano RD 7970

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Shimano ST 7970

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Mein Kinderfahrrad hatte keine Gangschaltung, aber dafür lachte Lupo vom Rahmen. Bergauf zu treten war beinah unmöglich, wenn der Hügel so steil war, dass man den Lupo runterrollen lassen konnte, ohne mittreten zu müssen. Das war aber kein Problem, Oma musste ihr Waffenrad bergauf auch schieben. War es noch steiler, konnte man bergab nicht mehr mitstrampeln. Das Mini-Rad von Mama war dagegen ein High-Tech-Gerät: Drei-Gang-Naben-Schaltung und Rücktritt für Hinterrad-Drifts.

Naben-Getriebe sind seit den 20er-Jahren stark im Kommen. Waren es am Anfang die Drei-Gang-"Fichtel & Sachs"-Getriebe, sind es heute etwa die "Nexus"-Schaltungen von „Shimano" mit acht Gängen. Naben-Getriebe sind wartungsarm und man kann bei ihnen den Gang wechseln, ohne dabei treten zu müssen. Außerdem verfügen sie über eine konstante Kettenlinie. Nachteil der Schaltung an der Hinterrad-Nabe ist, dass das Gewicht des Getriebes als ungefederte Masse an einer ungünstigen Stelle liegt - zumindest wenn man ein Fully (full suspension bike) fährt.

Bei komplett gefederten Mountainbikes wären Getriebe folglich besser im Bereich des Tretlagers angebracht. Diese Getriebe gibt es auch: etwa die "G-boxx", "B-boxx", das "B1 Petespeed" oder das Tretlager-Getriebe von "HammerSchmidt". Die "G-boxx" und die "B-boxx" von Fahrradguru "Nicolai" sind Plantengetriebe.

Planetengetriebe heißen sie deshalb, weil sich mehrere Zahnräder um ein zentrales Zahnrad drehen - ähnlich der Planeten, die um die Sonne kreisen. Bernhard Rohloff baute 1994 aus drei hintereinander geschalteten Planetengetrieben eine 14-Gang-Schaltung, das "Speedhub 500/14". Ein Rohloff-Getriebe steckt auch in der "G-boxx". Die "B-boxx" hingegen hat nur zwei Gänge. Kombiniert man aber das Zwei-Gang-Tretlager-Getriebe "B-boxx" mit dem zweifachen Planeten-Naben-Getriebe "Nexus", wären 16 Gänge schaltbar.

Das "B1 Petespeed" ist eine abgekapselte Kettenschaltung, das "HammerSchmidt" ein Planetengetriebe mit zwei Gängen wie die "B-boxx". Auch das "Schlumpf-Getriebe" ist ein Planeten-Tretlager-Getriebe mit zwei Gängen und bietet den Vorteil, dass es auf allen Fahrrädern mit normalen Tretlagern nachgerüstet werden kann.

Planetengetriebe haben aber auch deutliche Nachteile gegenüber üblichen Kettenschaltungen: Sie sind schwerer, teuerer und sollte in einem wartungsarmen Planetengetriebe doch einmal ein Defekt auftreten, kann man das Getriebe ohne Spezialwissen nicht richten. Neben dem günstigeren Preis spricht auch der höhere Wirkungsgrad einer gut gepflegten Kette gegen die Getriebelösung.

Das werden wohl einige der Gründe sein, weshalb "Shimano" der Kettenschaltung die Treue hält und jetzt sogar elektrisch schaltet. "Dura-Ace Di2" (auch "Dura-Ace 7970") heißt das "Fly by Wire"-System, das aus Dual-Control-Hebeln, einem elektronischen Schaltwerk, einem elektronischen Umwerfer und einer Batterie besteht. Die mechanischen Teile wie Kurbelsatz und Bremsen sind jene aus der neuen "Dura-Ace 7900"-Serie.

Geschalten wird bei "Shimano" nun durch das simple Drücken eines Knopfes. Das Signal zum Schalten wird elektrisch und nicht mehr manuell über einen Bowdenzug an den Umwerfer oder das Schaltwerk weitergegeben. Der Schaltvorgang wird dann selbst unter Volllast schneller und sauberer sein als bei mechanischen Systemen, da sich der Umwerfer automatisch feinjustiert, wie auch die Kettenführung entsprechend der Position des Schaltwerks. Der Schaltkäfig ist zur Gewichtsreduktion aus Carbon gefertigt und schützt die Elektrik bei Stürzen. Betrieben wird das System mit einem 7,4 Volt Lithium-Ionen Akkumulator, der an die meisten gängigen Rennräder montiert werden kann und über eine Ladezustandsanzeige verfügt.

Sollte der Akku, der pro Ladung angeblich weit über 1500 Kilometer schafft, etwa 70 Gramm wiegt und sich über 300 Mal laden lässt, während des Fahrens doch einmal leer werden, kann man sich ja immer noch ein Lupo-Gesicht aufs Radl picken und bergauf schieben. (Guido Gluschitsch)