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Die "Guten" reisen mit Google Earth um die Welt, die "Bösen" nützen es, um potenzielle Angriffsziele zu studieren.

Screenshot: Archiv

"Don't be evil" (Seid nicht böse), lautet des Firmenmotto von Google. Von vielen Seiten wird dem Internetkonzern jedoch immer wieder vorgeworfen, dies nicht zu beherzigen. Sei es, dass das Unternehmen durch seine Anwendungen jede Menge Daten der Nutzer erhalte - und speichere; sei es, dass es mit Angeboten wie Google Earth (virtueller Globus) Terroristen ein Werkzeug zur Verfügung stelle, mit dem sie Angriffe planen können; oder sei es mit Google Street View, 3-D-Ansichten von Straßenzügen, auf denen mitunter Menschen in für sie peinlichen Situationen festgehalten wurden.

Anschläge in Mumbai

"Ich glaube nicht, dass sich die Waagschale zugunsten der 'bad guys' neigt", meinte John Hanke, Verantwortlicher für Google Earth und Google Maps, im Interview mit dem Sydney Morning Herald, angesprochen auf die Nutzung dieser frei zugängigen Onlineservices durch Terroristen. "Das Böse steckt in der Philosophie und den Absichten jener, die Böses tun." Terroristen würden nun einmal jedes verfügbare Werkzeug nutzen, sei es ein Molotow-Cocktail, ein Gewehr oder eben ein Stück Technologie. Google hat sich bisher nicht sehr intensiv in die Debatte um die Nutzung moderner Technologien durch "bad guys" eingebracht. Dass Hanke gerade jetzt dazu Stellung nimmt, hat einen triftigen Grund. Es steht im Zusammenhang mit den Untersuchungen des Terroranschlags im indischen Mumbai im November 2008, bei dem radikale Gruppen nachweislich Google Earth zum Umsetzen ihrer Tat genutzt hatten. In Indien wurden Stimmen laut, das Angebot einzuschränken oder ganz zu entfernen.

Eingeschränkte Informationsfreiheit

Hanke vertritt die Auffassung, dass Taten wie in Mumbai auch ohne Werkzeuge wie Google Earth erfolgt wären. "Es gibt Autos, es gibt Autobomben. Handys haben allerhand Vorteile, aber sie können auch dazu genutzt werden, eine Bombe aus der Ferne zu zünden", argumentiert der Google-Manager. Die Debatte um kontrollierten Einsatz moderner Technologien sieht er weniger in westlichen Gesellschaften als vielmehr in Ländern wie China oder Russland angesiedelt, wo Informationsfreiheit häufig ohnehin eingeschränkt sei.

Delikate Vorgartenfotos

Angebote wie Google Earth durchliefen zudem so etwas wie einen Lernzyklus. Wenn die Leute erst einmal verstanden hätten, dass dafür die Satelliten höchstens einmal im Jahr Bilder schössen und die Gegend nicht unter Dauerbeobachtung stünde, würden sie schnell ihren Wert ermessen können. Ähnliches habe man auch bei Google Street View (das nach den USA, Australien und Japan auch bald in Europa eingeführt werden soll) gesehen. Ganz so dankbar, wie Google sich das wünscht, sind die Leute dem Stadtplan der etwas anderen Art freilich nicht. Zum Beispiel, wenn sie dabei am offenen Häusl im Garten fotografiert werden. Auf solchen und anderen delikate Bildern ist Google jetzt dazu übergegangen, die Personen unkenntlich zu machen. (Karin Tzschentke/DER STANDARD, Printausgabe vom 31.1.2009)