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Somalias neuer Präsident Sheikh Sharif Ahmed (links) mit Omar Hashi, dem Sicherheitschef der  "Allianz für die Wiederbefreiung Somalias".

Foto: AP /Mohamed Sheikh Nor

Dschibuti/Mogadischu -  Der vor mehr als zwei Jahren von der äthiopischen Armee vertriebene Islamistenführer Sheikh Sharif Sheikh Ahmed ist am Samstag als neuer somalischer Staatspräsident vereidigt worden. Der vierzigjährige Geistliche und ehemalige Vorsitzende des Rates der "Union der Islamischen Gerichte" war im Exil in Eritrea an die Spitze einer anti-äthiopischen "Allianz für die Wiederbefreiung Somalias" getreten. Ein "Übergangsparlament", das aus Sicherheitsgründen im Nachbarland Dschibuti zusammentrat, wählte ihn zum Nachfolger des im Dezember zurückgetretenen Präsidenten Abdullahi Yusuf Ahmed, der vollständig von äthiopischer Militärhilfe abhängig war und inzwischen im Jemen politisches Asyl erhalten hat.

Die Milizen der "Union der Islamischen Gerichte" hatten die Hauptstadt Mogadischu beim Herannahen der äthiopischen Panzer im Dezember 2006 aufgegeben. Die Islamisten hatten zuvor große Teile Somalias unter ihre Kontrolle gebracht und durch Anwendung der Scharia für etwas Ordnung gesorgt, nachdem es ihnen gelungen war, eine von den USA unterstützte Warlord-Allianz zu schlagen. Die Warlords hatten nach dem Sturz von Staatschef General Mohammed Siad Barre 1991 Chaos und Anarchie in dem ostafrikanischen Land verbreitet. Nach dem vollständigen Abzug der äthiopischen Truppen habe die internationale Gemeinschaft nunmehr keine andere Wahl, als den Dialog mit den Islamisten zu suchen, hieß es in einem Experten-Bericht der "International Crisis Group" (ICG). Die radikalen Islamisten der Shabab-Miliz boykottieren das Übergangsparlament und haben angekündigt, ihren Kampf auch nach dem äthiopischen Abzug fortzusetzen und die Rumpf-Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AU) zu vertreiben.

Al-Kaida-Vorwürfe

Die USA hatten die "Union der Islamischen Gerichte" unter anderem beschuldigt, Mitglieder des Terrornetzwerks Al-Kaida zu schützen, insbesondere mehrere Personen, die in die verheerenden Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 verwickelt waren. Die von Washington unterstützte Warlord-"Allianz für die Wiederherstellung des Friedens und gegen Terrorismus" (ARPCT) erwies sich als unfähig, die Islamisten zurückzudrängen, und fiel auseinander.

Die Lage in Somalia hatte sich mit dem Einmarsch der äthiopische Truppen weiter verschlechtert. Die äthiopischen Soldaten sind äußerst unbeliebt. Ihr rücksichtsloses Vorgehen, wie auch der Einsatz schwerer Waffen in Wohngebieten Mogadischus hatten wesentlich zur Radikalisierung der Bevölkerung beigetragen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte den Konfliktparteien "zügellose Kriegsverbrechen" vorgeworfen: Die äthiopischen Truppen und ihre somalischen Verbündeten seien ebenso wie die Islamisten verantwortlich für "massives Leiden der Zivilbevölkerung". Schätzungsweise eine Million Menschen sind auf der Flucht. Die Gesetzlosigkeit an der Küste nutzten Piraten, um in den Gewässern am Horn von Afrika Handelsschiffe zu kapern und Lösegelder zu erpressen. (APA/AP)