Wer kennt diese Spezies Kollege nicht? Ein absoluter Meister in seinem Fach, brillant in seiner Denke wie Rhetorik - aber wegen seines Erfolgs ständig zur Hybris neigend und deswegen auch eine ständige Belastung für jedes Team, das ein wichtiges Ziel vor Augen hat.

Bei den Grünen hatte diese Art hochbegabter Problemfall folgenden Namen: Johannes Voggenhuber, langjähriger EU-Abgeordneter, einst verdientes Mitglied im europäischen Grundrechtscharta- sowie im Verfassungskonvent und bisher bei jeder EU-Wahl erfolggekrönter Spitzenkandidat.

Doch es gab eine andere Seite des Johannes Voggenhuber, der parteiintern den Spottnamen "Ayatollah" verpasst bekam. Der Grüne neigt bei der Zusammenarbeit zur Besserwisserei, zu Hochmut und daher zu offenen Konflikten, inhaltlichen wie persönlichen - die für die sensationshungrigen Medien stets ein gefundenes Fressen waren.

Deswegen nervte der unberechenbare grüne Europäer seit Jahr und Tag die Parteispitze, die, jetzt im EU-Wahlkampf, lieber andere Berichte und Kommentare über die Grünen in den Zeitungen lesen will. Kein Wunder also, dass Eva Glawischnig & Co. Voggenhuber mithilfe des erweiterten Vorstandes von einer Kandidatur abhielten.

Denn ein Antreten Voggenhubers hätte niemals bedingungslose Kooperation, sondern beinharte Konkurrenz für die gewählte EU-Frontfrau Ulrike Lunacek bedeutet, die ebenfalls qualifiziert, wenn auch nicht so charismatisch ist. Genie und Wahnsinn liegen leider oft dicht beieinander. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 31.1.2009)