Wien - Die Zukunft der in die Causa Madoff involvierten Wiener Bank Medici (gehört zu fast 75 Prozent Sonja Kohn, die Bank Austria, BA, hält die Sperrminorität) steht immer noch in den Sternen. Die Aussichten auf die von Kohn gewünschte Fortführung der Mini-Bank, über die an die drei Mrd. Dollar zu Bernard Madoff geströmt sind, schmelzen aber dahin.

Zum einen wurde die Bank (wie auch Kohn oder die BA) in den USA geklagt, zum anderen hat der neue Bankvorstand noch keinen Business Plan, anhand dessen er Aufsicht (die FMA hat einen Regierungskommissär entsandt) und Aufsichtsrat ein neues Geschäftsmodell präsentieren muss. Eigentlich hätte der Plan Ende Jänner stehen sollen. "Der Vorstand arbeitet daran. Er wird die neue Ausrichtung der Bank im Februar präsentieren", vertröstet Bank-Sprecherin Carolin Treichl.

Skepsis für die Zukunft

Tatsächlich sind Branchenexperten skeptisch, was die Zukunft der Medici betrifft. Wie berichtet wurden fast alle Erträge (rund 80 Prozent) aus dem Geschäft mit den Fonds lukriert (Herald Fonds, Thema Fonds; 2007 wurde auch der Primeo Fonds der BA bzw. von Pioneer Alternative Investment vermittelt). Das restliche Geschäft ist kaum sichtbar; Kredite wurden 2007 in der Höhe von 6,6 Mio. Euro vergeben; fünf Mio. davon entfielen auf einen Treuhandkredit, wurden also nur "durchgeleitet". Die Bank hat aber eine Vollkonzession, sollte also auch im Kreditgeschäft aktiver sein.

Die Höhe der Provisionserträge laut Bilanz 2007 "für die Vermittlung von Investoren" für Herald, Thema, Primeo, und Telematics betrug rund 9,5 Mio. Euro, die Provisionsaufwendungen für in- und ausländische "Sub-Sales-Agents" sieben Mio. Euro.

Unklare Provisionsflüsse

Was nun den Involvierten nun Kopfzerbrechen bereitet: Bei Fonds-Volumina jenseits der 2,5 Mrd. Euro erscheinen die in der Bankbilanz ausgewiesenen Provisionseinnahmen sehr niedrig. Ausgabeaufschläge, Management- und Performance-Fees alleine müssten bei dem Volumen jenseits der 100 Millionen Euro liegen.

Wie die Geldströme zwischen Investoren, Bank Medici und Sonja Kohns Herald Asset Management Gesellschaft auf den Caymans liefen, welche Provisionen bei ihr und welche in der Bank Medici landeten, das dürfte noch Stoff intensiverer Recherchen werden. Hintergrund: Das meiste Geld wurde über Kohn, die über hervorragende Kontakte weltweit verfügt, eingesammelt. Bei Medici selbst kann man dazu nicht viel sagen, "die Bank hat ja bei den diversen Fonds verschiedene Rollen gespielt; jeder Partner hat seinen Anteil vom Kuchen bekommen", ist Banksprecherin Treichl sicher.

Ob die Bank, wie der spanische Banco Santander, zu Entschädigungen der Anleger bereit sei? Treichl: "Für uns ist das kein Thema, das ist Sache des Custodian", also der Depotbank HSBC.(Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.1.2009)