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Charles und Diana Ingram

Foto: REUTERS/Toby Melville

Charles Ingram, 38-jähriger Major der Royal Army, ist seit Donnerstag wegen Betrugs in Millionenhöhe angeklagt. Mitangeklagt sind seine 37-jährige Ehefrau Diane und der 51 Jahre alte Universitätsdozent Tecwen Whittock. Sie saßen im September 2001 beim TV-Quiz "Who wants to be a millionaire?" im Publikum und sollen Charles auf dem Kandidatensitz durch Husten die richtigen Antworten signalisiert haben. Alle drei bestreiten die Vorwürfe.

Hustenserie

Die Quizreihe ist die exakte englische Entsprechung von "Wer wird Millionär", der Hauptgewinn ist eine Million Pfund (zum damaligen Zeitpunkt rund 1,63 Millionen Euro). Charles Ingram konnte sich nach der Beantwortung von 15 Fragen nur kurze Zeit freuen, denn unmittelbar nach der Sendung wurden die Betrugsvorwürfe laut, der Sender ITV verweigerte die Auszahlung der Million.

Die Programmmacher waren wegen einer Hustenserie aus dem Publikum während der Sendung skeptisch geworden. Laut Staatsanwaltschaft sollen die gezielten Huster dem Offizier bei der Beantwortung der Quizfragen geholfen haben. Auf einer Videoaufzeichnung der Sendung sei immer dann ein Huster zu hören gewesen, wenn der Kandidat bei einer Frage nicht weiterwusste und die vier angebotenen Antworten laut vor sich hin sprach.

Programmänderungen

TV-Zuschauer konnten die Szenen nie sehen. Die Sendung war vor den Terrorattacken auf New York und Washington aufgezeichnet worden und wurde wegen Programmänderungen für die Berichterstattung nie ausgestrahlt. Am 20. September 2001 wurde Ingram und die zwei mutmaßlichen Komplizen festgenommen.

" ... aber andere Leute im Studio haben das auch getan"

Tecwen Whittock hat mehrfach beteuert, er sei Ingram vorher nie begegnet und sein Husten sei unschuldiger Natur gewesen. "Ja, ich habe gehustet, als der Major auf dem heißen Stuhl gesessen hat; aber andere Leute im Studio haben das auch getan", sagte er. Der Dozent hatte schon vor dieser Folge selbst als Kandidat an dem Quiz teilgenommen, war aber bereits an der 8000-Pfund-Frage gescheitert. Diane Ingram hatte sich ebenfalls versucht und war mit immerhin 32.000 Pfund (damals mehr als 52.000 Euro) nach Hause gegangen. Danach schrieb sie ein Buch mit Tipps für künftige Kandidaten.

Britisches Konzept

Für patriotische Briten ist es peinlich, dass der erste greifbare Betrugsverdacht im Zusammenhang mit diesem Quiz in ihrem Land geschah, immerhin war es ein Brite, der das Quiz erfunden hat. Das Konzept verkaufte er der Produktionsfirma Endemol, aber unter der Bedingung, dass niemand irgendetwas daran ändern dürfe. Inzwischen läuft die Show in mehr als 30 Ländern, überall sieht sie gleich aus, überall läuft die gleiche Musik. Nur die Moderatoren unterscheiden sich.

Doping bei "The Chair"

Einen kurioseren Betrug bei einem TV-Quiz gab es im Vorjahr in Neuseeland: Zwei Teilnehmer der Show "The Chair" wurden wegen Dopings disqualifiziert und mussten ihren Gewinn zurückgeben. Bei dieser Show wird den Kandidaten bei der Beantwortung der Fragen der Puls gemessen; steigt er, fliegen sie raus. Die zwei Disqualifizierten hatten verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel eingenommen. (Reuters, kps/DER STANDARD, Printausgabe, 7.3.2003)