Nora, ein hoch aufgeschossener flachsblonder Teenager, lebt mit ihren Eltern Uwe und Anette in einem Berliner Vorort. Aber Nora lebt auch ein wenig in ihrer eigenen Welt, und die tendiert gen puderrosa und federleicht. Eines Tages zieht ein neuer, alter Bekannter mit Frau und Kleinkind in die aufgeräumte Einfamilienhaussiedlung. Thomas ist Schauspieler. Das macht ihn für Nora interessant. Dass es mit der großen Karriere nicht geklappt hat, das spielt in ihren Augen keine Rolle. Zumal ihr Thomas ganz offensichtlich spezielle Aufmerksamkeit schenkt, während die anderen Erwachsenen sie noch als Kind behandeln.

Foto: ZDF/David Baltzer, Zenit

"Früher oder später" ist das Spielfilmdebüt der deutschen Regisseurin Ulrike von Ribbeck. Ausgehend von Nora entwickelt sie mit einem stimmigen Cast - unter anderem spielen Peter Lohmeyer und Tochter Lola Klamroth hier Vater und Kind - eine kleine Gesellschaftsstudie. Diese spielt mit der Beobachtung, dass Selbstwahrnehmung, innere Ausgeglichenheit oder äußere Lebensplanung mit zunehmendem Alter nicht zwangsläufig gefestigter werden: So nimmt etwa Anette ihr Studium wieder auf, während ihr Ehemann Uwe um den Fortbestand seines Kleinunternehmens ringt. Nora wiederum wähnt sich erwachsener, als alle glauben. Und Thomas betreibt vor diesem Hintergrund eine Form der Grenzverwischung, die bereits bedenkliche Züge trägt.

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Im Zuge eines langen, faulen Sommers bleiben folglich die Konflikte nicht aus.

2007 hatte diese kompakte, auch im Tonfall sommerlich-luftige Tragikomödie im Wettbewerb des Festivals von Locarno Premiere. Nun wird sie vom Koproduzenten Arte (21.00) ausgestrahlt - löblich und schön, wie manche TV-Anstalt den filmenden Nachwuchs pflegt. (Isabella Reicher/DER STANDARD, Printausgabe, 30.1.2009)

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