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Ein Ausbruch des Vesuvs gilt als Frage der Zeit ...

Foto: APA/EPA

Rom - Schlummernder Vulkan: Der Vesuv stellt eine beträchtliche Gefahr für die Hunderttausenden Menschen dar, die rund um den Vulkan leben. Die Sicherheitsvorkehrungen im Fall eines Ausbruches seien "unzulänglich". Darauf wies Francesco Russo, Präsident der Geologenkammer, bei einer Pressekonferenz in Rom hin. Es ist nicht die erste Warnung und wird wohl auch nicht die Letzte bleiben.

Auch wenn es derzeit keine Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Eruption gibt, ist es nach Meinung vieler Geologen nur eine Frage der Zeit, bis der Vesuv wieder Feuer und Lava spucken wird. Bei einem Ausbruch im Jahr 79 waren die Städte Pompeji und Herculaneum unter einer dicken Ascheschicht begraben worden.

"Ein sehr gefährlicher Vulkan"

"Der Vesuv ist ein sehr gefährlicher Vulkan. Laut Statistiken besteht ein 27-Prozent-Risiko, dass sich in den nächsten 100 Jahren eine explosive Eruption ereignet. Circa 600.000 Personen leben in der 'roten Zone', einem Gebiet, das im Fall einer solchen Explosion unmittelbar gefährdet wäre. Wir sind keineswegs sicher, ob wir bei einem Vulkanausbruch so viele Menschen evakuieren könnten", erklärte Russo. Die Menschen müssten im Ernstfall mit Schiffen, Bussen, Extrazügen und Privatautos in Sicherheit gebracht werden. Betroffen sei eine Zone von 200 Quadratkilometern.

Eine deutliche Ausweitung dieser "roten Zone" hatte vor wenigen Monaten Augusto Neri vom Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie in Pisa gefordert. Die Zone beruhe nämlich auf den Auswirkungen des Ausbruchs von 1631, bei dem 4000 Menschen starben. Doch der Vulkan sei zu größeren Eruptionen fähig: Im Magma-See unter dem Berg schlummert mehr Magma als der Vulkan in den letzten 40.000 Jahren gefördert hat, berichtete DER STANDARD.

Hintergrund

"Ein Ausbruch, wie jener, der Pompeji im Jahr 79 nach Christus zerstörte, würde heute zwischen zwei und fünf Millionen Menschen gefährden", betonte Russo. Die Region rund um Neapel ist eine der am dichtesten besiedelten in Europa. Die Wahrscheinlichkeit für eine Katastrophe dieses Ausmaßes liege bei einem Prozent, fügte Russo hinzu.

Die Eruption, die Pompeij mit 12.000 bis 15.000 Einwohnern völlig verschüttete, hatte ein Gebiet mit einem Radius von bis zu 25 Kilometern rund um den Vulkan mit Steinen und Asche bedeckt. Die verschüttete Stadt wurde erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt und ist eine der besterhaltenen antiken Stadtruinen. Die Ausgrabungsstätte gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.

"Undurchführbare" Evakuierungspläne

"Die Behörden tun nicht genug. Die Evakuierungspläne sind undurchführbar. Die Maßnahmen, die Bevölkerung dazu zu bewegen, die bedrohten Gebiete zu verlassen, reichen nicht aus", erklärte Russo. Die Region hat jedem Bewohner 30.000 Euro angeboten, der seine Wohnung unweit des Vesuvs verlässt. "Natürlich ist dieser Betrag absolut unzulänglich. Wer kann mit diesem Geld heutzutage eine Wohnung kaufen?", so Russo.

Der Vesuv ist der meist beobachtete Vulkan der Welt. Jede Vibration wird registriert, die Gasemissionen werden kontrolliert und von einem Satelliten überwacht. Die letzte Eruption des Vesuvs ereignete sich im März 1944. Damals floss elf Tage lang Lava aus dem Vulkan. 26 Personen kamen ums Leben, 12.000 Menschen wurden obdachlos. (APA/red)