Wien  - Die Weltwirtschaft könnte sich ab 2010 langsam erholen, prognostiziert das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Über den mittelfristigen Prognosezeitraum 2008 bis 2013 werde die Wirtschaft in den Industrieländern aber um nur 1,5 Prozent pro Jahr expandieren. Dies wäre das schwächste mittelfristige Wirtschaftswachstum seit dem Zweiten Weltkrieg, heißt es im Wifo-Monatsbericht vom Jänner.

Während das mittelfristige Wachstum in den Ländern des Euro-Raums bzw. der EU 15 lediglich 1,1 Prozent pro Jahr erreichen dürfte, wird die Dynamik in den neuen EU-Ländern mit +3,4 Prozent pro Jahr weiterhin höher ausfallen (allerdings nur unter der zunehmend unsicheren Annahme, dass sich die Kreditkrise in Osteuropa nicht massiv verschärft). Auch in den Schwellenländern, insbesondere in China und Indien, wird sich das mittelfristige Wachstum abschwächen, allerdings in geringerem Maß als in den Industrieländern.

Annahmen

Die globalen Leistungsbilanz-Ungleichgewichte sollten sich bis 2013 verringern: Infolge der besonders starken Wachstumsdämpfung in den USA werden deren Importe um fast 2 Prozentpunkte pro Jahr langsamer expandieren als ihre Exporte, ihr Leistungsbilanzdefizit wird daher bis 2013 um etwa ein Drittel schrumpfen. Gleichzeitig dürften der Überschuss von Deutschland und Japan zurückgehen. Wegen des niedrigeren Erdölpreises wird sich der Leistungsbilanzüberschuss der OPEC-Länder zwischen 2008 und 2013 annähernd halbieren.

Diese Wifo-Prognosen setzen allerdings eine ganze Reihe von (derzeit noch unwägbaren) Annahmen voraus: Die Sparquote der privaten Haushalte in den USA müsste infolge der Entwertung ihres Finanz- und Immobilienvermögens von 2 Prozent (2008) auf 6 Prozent (2013) steigen. Weiteres müssten die Leitzinssätze von Euro und Dollar mit annähernd 1 Prozent außerordentlich niedrig gehalten werden (die EZB werde angesichts des Wirtschaftseinbruchs den Euro-Leitzinssatz bis Ende 2009 auf 1,5 Prozent senken). Der Wechselkurs des Euro gegenüber dem Dollar wird in dem Wifo-Szenario weiter nachgeben und bis 2013 auf 1,18 Dollar sinken.

Als Basis zog das Wifo zudem Erdölpreise heran, die sich bereits 2009 infolge anhaltender Förderkürzungen erholen und bis 2013 auf 73 Dollar je Barrel steigen. Außerdem müsste der Verfall von Aktienkursen und Immobilienpreisen im Laufe des Jahres 2009 zum Stillstand kommen.

Stockender Welthandel

Unter diesen Bedingungen dürfte der Welthandel zwischen 2008 und 2013 um durchschnittlich 5,4 Prozent pro Jahr expandieren - langsamer als in jeder Fünfjahresperiode seit Mitte der 1980er-Jahre. Die Weltproduktion wird sich laut Wifo erst ab 2010 merklich erholen, sie wird daher zwischen 2008 und 2013 um nur 3,2 Prozent pro Jahr zunehmen (2002/2008: +4,3 Prozent).

Für die von der Finanzkrise stärker betroffenen Industrieländer wird ein mittelfristiges Wirtschaftswachstum von lediglich 1,5 Prozent pro Jahr prognostiziert. Dies wäre die niedrigste Wachstumsrate einer Fünfjahresperiode seit dem Zweiten Weltkrieg. Besonders schwach wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den großen Industrieländern expandieren (USA +0,8 Prozent pro Jahr, Japan und Deutschland jeweils +1,0 Prozent pro Jahr, Frankreich und Großbritannien jeweils +1,1 Prozent pro Jahr, Italien +0,4 Prozent pro Jahr. (APA)