Die Geschichte des Films klingt wie ein Lore-Roman: Mädchen aus verarmtem bürgerlichem Haushalt verliebt sich im Zwischenreich des Rummelplatzes in einen mittellosen schwarzen Autodrom-Gehilfen. Papa ist geistesabwesend, Mutti ist böse und verschwört sich mit ihrem Chauffeur und einem sinistren Arzt zum garstigen Komplott gegen die junge Liebe.

Oskar Roehler erzählt nach seiner Adaption der Elementarteilchen nun eine weitere Gesellschafts- und Familiengroteske. Das ist in Momenten interessant - etwa wenn die wunderbar heiser gestimmte Katrin Sass ihre ersten Auftritte hat -, über weite Strecken aber eher eine schrille Nummernrevue mit dekorativen Wunden und einem rosaroten Königspudel. Angesiedelt ist Lulu & Jimi in der bundesdeutschen Provinz Ende der 50er-Jahre. Genauer gesagt: Die 50er durch die Optik der späteren Jahrzehnte gesehen. Während sich Roehler ganz explizit per Grußadresse auf David Lynchs Wild at Heart beruft (und einige Kritiken auch ein Stück Far from Heaven gesehen haben wollen), erinnert Lulu & Jimi mehr an manch hohle Stilübung eines François Ozon oder auch an Julien Temples Absolute Beginners. Mehr farbiges Licht war lange nicht mehr. Alles sehr künstlich und wenig intensiv. (irr/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.1.200)