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Die "Titanic" begann ihre Jungfernfahrt am 10. April 1912 - sie endete in einem Disaster. 

Foto: AP/Frank O. Braynard Collection

Sydney - Britische Höflichkeit könnte manchem Passagier auf der "Titanic" zum Verhängnis geworden sein. Zu diesem Schluss kommt ein australischer Forscher von der Queensland University of Technology, der untersucht hat, welches Geschlecht und welche Nationalität an Bord des untergegangen Ozeanriesen die besten Überlebenschancen gehabt habe könnte. Briten hatten eine zehn Prozent schlechtere Chance unter den Überlebenden zu sein als Amerikaner, fand David Savage heraus.

"Wir glauben, dass die Briten sich vielleicht auf ihre typisch britische Art in einer Schlange angestellt haben, und darauf gewartet haben, bis sie an die Reihe kamen (um in die Rettungsboote zu steigen)", sagte Savage am Mittwoch im australischen Rundfunk. "Die amerikanische Gesellschaft ist individualistischer, und wir glauben, dass die Amerikaner vielleicht besser darin waren, Chancen, die sich boten, beim Schopf zu packen."

1.517 Tote

Die "Titanic" rammte auf ihrer Jungfernfahrt über den Atlantik 1912 einen Eisberg und sank. 1.517 Menschen kamen ums Leben. Es gab nicht genügend Rettungsboote für die 2.223 Menschen an Bord. Savage, der die Studie zusammen mit dem Schweizer Wirtschaftswissenschaftler Bruno Frey der Universität Zürich durchführte, verteidigte die Amerikaner. "Was in einer Gesellschaft akzeptabel ist, mag in einer anderen nicht akzeptabel sein", sagte er. "Die Amerikaner haben vielleicht gesagt: hey, wie dumm, sich hier anzustellen! Wozu ist das denn gut?"

Gegenüber Frauen und Kindern benahmen sich alle Passagiere an Bord tadellos, sagte Savage. Frauen hatten eine 50 Prozent bessere Überlebenschance als Männer, und Frauen mit Kindern sogar eine 70 Prozent bessere Chance - und das sowohl in der 1. als auch in der 3. Klasse. "Die Leute, die die Rettungsboote füllten, machten keinen Unterschied, ob die Frau Diamanten oder Lumpen trug." (APA/red)