Bangkok - Schwere Menschenrechtsverletzungen gegen das Volk der Chin hat "Human Rights Watch" (HRW) dem burmesischen Militärregime vorgeworfen. Die Chin würden so wie Angehörige anderer ethnischer Minoritäten in Burma (Myanmar) seit Jahrzehnten systematisch verfolgt und drangsaliert, berichtete die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch in einem neuen Report "Wir sind ein vergessenes Volk". Im Nachbarland Indien würden die Chin-Flüchtlinge nicht ausreichend geschützt, sagte Elaine Pearson, stellvertretende Asien-Direktorin der Organisation in Bangkok. Im gebirgigen Nordosten Burmas an der Grenze zu Indien und Bangladesch leben rund eine halbe Million Chin.

Die burmesische Armee kommandiere Mitglieder der Volksgruppe immer wieder zu Trägerdiensten beim Militär ab, heißt es in dem Bericht. Andere würden zum Straßenbau in Arbeitskolonnen gezwungen. Willkürliche Festnahmen und Folter seien an der Tagesordnung. Regimetreue Milizen aus den eigenen Reihen bedrängten die Menschen ebenfalls. Im indischen Unionsstaat Mizoram drohe den Flüchtlingen Arrest und Zwangsdeportation in ihre Heimat.

Vertreibung und Flucht

Etwa eine Million Menschen sind nach Schätzungen der UNO innerhalb von Burma auf der Flucht oder auf Anordnung der herrschenden Militärjunta gewaltsam vertrieben worden. Die Realisierung von Gas-Pipeline- und Staudammprojekten und die Schaffung von Plantagen für die Produktion von Biokraftstoff gehen häufig mit schwersten Menschenrechtsverletzungen - Zwangsarbeit, Zwangsumsiedlungen, Vergewaltigungen, Festnahmen, Folter und Mord - einher. In den vergangenen Jahren hatte die burmesische Armee mehr als 200.000 Angehörige des Karen-Volkes innerhalb des Landes zwangsumgesiedelt und etwa 100.000 über die Grenze auf thailändisches Gebiet getrieben; das thailändische Militär brachte einen Teil der Flüchtlinge gewaltsam zurück.

Bis zu 100.000 Chin sind nach Indien geflohen, 450.000 - hauptsächlich Karen, Mon, Kayah und Shan - nach Thailand. Dort leben ungefähr 140.000 Flüchtlingen in Lagern an der Grenze. Zehntausende Muslime (Rohingya) flüchteten in den 1990er-Jahren nach Bangladesch. (APA/dpa)