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Kirill (62) nimmt nach der Wahl die Gratulation von Mitbrüdern entgegen.

Foto: AP / Sergey Ponomarev

Moskau/Wien - An nur einem Abend haben sich die Spitzen der russisch-orthodoxen Kirche auf ein neues Oberhaupt geeinigt. Der 62-jährige Kirill, der mit weltlichem Namen Wladimir Michailowitsch Gundjajew heißt, wurde mit 508 von 677 Stimmen gewählt. Der Metropolit von Smolensk und Kaliningrad war nach dem Tod des Moskauer Patriarchen Alexi II. bereits zum interimistischen Leiter der russischen Orthodoxie bestimmt worden.

Bei der Wahl zum neuen Patriarchen haben Kirill nicht nur seine Omnipräsenz in den russischen Medien und seine gesellschaftlichen Aktivitäten geholfen, sondern auch seine guten Beziehungen zur Staatsmacht. Laut russischen Medien sind zwar sowohl Kirill als auch sein Herausforderer Metropolit Kliment, der Verwaltungschef des Patriarchats, im Kreml ein- und ausgegangen. Der in St. Petersburg geborene Kirill soll aber einen besseren Draht zum früheren Kreml-Chef Wladimir Putin gehabt haben. In der Öffentlichkeit hatten sich sowohl Präsident Dmitri Medwedew als auch Premierminister Putin für Kirill ausgesprochen. Alexi war oft wegen seiner Nähe zum Kreml kritisiert worden.

Experten gehen davon aus, dass der als gemäßigt geltende Kirill die von der Spaltung bedrohte russisch-orthodoxe Kirche einen und modernisieren wird. Außerdem besteht die Hoffnung auf ein besseres Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche, da Kirill bereits mehrere Male Papst Benedikt XVI. getroffen hat. ( Verena Diethelm/DER STANDARD, Printausgabe, 29.1.2009)