Viel spricht dafür, dass am vergangenen Donnerstag eine Übung mit Nebel erzeugender Munition einen Unfall (mit-)ausgelöst hat. Vieles spricht auch dagegen - die Erzählungen von Beteiligten und Untersuchern sind geeignet, Spekulationen blühen zu lassen. Damit muss ein Militär in einer offenen und demokratisch verfassten Gesellschaft leben lernen.

Erstaunlich ist, wie schwer es sich mit diesem Lernprozess tut. Verteidigungsminister Norbert Darabos hat sich angewöhnt, höchstpersönlich darüber zu entscheiden, was richtig und was falsch läuft im Heer. So eine Entscheidung ist aber nicht einfach eine persönliche oder politische - wenn Darabos befindet, dass jemand vom Dienst zu suspendieren sei, dann ist das ein rechtlich verbindlicher Akt.

Vor bald zwei Jahren hat er einen Generalmajor aus dem Amt gejagt, weil dieser alles getan hat, um die Beschaffung des Eurofighters positiv darzustellen - was Darabos damals politisch nicht in den Kram passte. Jetzt meint Darabos, dass es "zu früh" wäre, mögliche Verantwortliche für das Unglück zu suspendieren - ganz so, als wäre es morgen oder übermorgen gerade rechtzeitig. Seriöser Umgang mit möglichem Fehlverhalten sieht anders aus: Die Vorfälle gehören ohne Einflussnahme des Ministers untersucht, auch wenn die Ergebnisse erst ein bisschen später zu erwarten sind. Und dann gehören die Konsequenzen gezogen - Schuldige belangt, Unschuldige ehrenvoll rehabilitiert und vor allem: gefährliche Übungsinhalte in eine sichere Umgebung verlegt. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 28.1.2009)