Kleinod aus Onkel Hans' achtzigeroderfrüheneungzigerjahrgetäfelten Kantine

Foto: fid

Da sag noch einer, beinhart-kritischer Aufdeckungsjournalismus bewirkt nichts*. Dienstag stand in dieser kleinen, dreckigen Kolumne an der Schnittstelle zwischen Medien und Mahlzeiten: Ob es diesen Donnerstag Creme brulee gibt in der Eurest-Kantine der 'Krone', gleich nach dem lustigen Robbendenkmal und der Drehtür zum Epizentrum der Medienmacht, rechts noch vor der Portiersbudel? Und? Genau: Heute, Donnerstag, steht  Hans Dichands Lieblingsdessert geburtstagsgemäß auf der Karte. Aber weiter im ursprünglichen Text. Will den Stil-Richtern unter den Postern ja keinesfalls ihr Betätigungsfeld nehmen.

Also Creme brulee: Immerhin feiert der Herr des größten anzunehmenden Kleinformats am 29. Jänner 2009 seinen 88. Geburtstag. Und Menschen, die Hans Dichand ganz gut kennen sollten, sagen ihm nach, er könne bei diesen Karamellkrustendingern definitiv nicht nein sagen. Oder konnte jedenfalls. Nein, Herr Dichand erfreut sich offenkundig überdurchschnittlicher Gesundheit für sein Alter. Nur meine Informationen über seine Nahrungsgewohnheiten liegen nun auch schon ein paar Jahre zurück. Wie die Neugestaltung der "Krone"-Kantine.

Zurück in die achtzigeroderfrüheneungzigerjahrgetäfelte Kantine, die Onkel Hans ohnehin nicht wirklich frequentieren dürfte. Als Lieblingscafe nannte er einmal das Landtmann, auch im Fabios und anderen Innenstadtitalienern wurde er schon in lustiger Begleitung gesichtet, und von der Suite im Bristol haben wir auch schon öfter gelesen.

"Krone"-Kapazunder, und wer als solche/r gilt, kann man in der problemlos zugänglichen Kantine durchaus besichtigen: Kolumnistin Marga Swoboda kann offenbar anschreiben lassen, der hoch aktive Innenpolitikpensionist Dieter Kindermann holt sich seinen Kaffee auch persönlich ab. Die Auswahl in der Muthgasse ist ohnehin überschaubar, schräg gegenüber das "Gunold" hat sich spätestens mit dem Abzug der APA an den Naschmarkt verabschiedet. Früher konnte man dort "Krone"-Innenpolitiker beim Frühnachmittagsachtel beobachten.

Tagesmenü? Backerbsensuppe um 1,20 Euro, kräftig, würzig, mir Dilettanten hat sie geschmeckt, kantinenmäßig betrachtet. Für Vegetarier ein Käseteller für 2,50 schien mir etwas einfallslos, üblicherweise hat man für diese Zeitgenossen eher schwere Kost parat, hört man. Erdäpfelgulasch für 3,20 wäre mir sehr passend erschienen, ich entscheide mich trotzdem für das Petersfischfilet mit "Gemüseragout" (wirkt ein bisschen wie die Grünzeugreste der Woche mit hellbeiger, eher schwierig identifizierbarer Sauce) und Salzerdäpfeln. Die am besten, Rang zwei auf dem Teller geht an den akzeptablen gebratenen Fisch. Für 4 Euro (Mitarbeiterpreis, wurde mir ungefragt auch verrechnet, danke Mediaprint!).

Als Renner unter den "Krone"-Kollegen mit längerer Kantinenhalbwertszeit entpuppt sich bei der Lausch-Stichprobe neben dem Erdäpfelgulasch klischeemäßig Erwartbares: gebackener Käse, Berner Würstel, Pizza und vor allem die Chicken Wings von der Tageskarte.

Alkohol gibt's übrigens (im Gegensatz zur "Österreich"-Kantine), jedenfalls in Gestalt von Bier, und Sektstifterln sind auf Anfrage zu haben. Zum Beispiel, um auf Onkel Hans anzustoßen.


* Obacht: Ironie!