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Wo bin ich? (Djokovic)

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Was geschieht mit mir? (del Potro)

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Melbourne - Der serbische Titelverteidiger Novak Djokovic ist am Dienstag bei den Tennis-Australian-Open ausgeschieden. Der 21-Jährige gab als Nummer drei gesetzt sein Achtelfinale gegen den auf Position sieben eingestuften US-Amerikaner Andy Roddick beim Stand von 7:6(3),4:6,2:6,1:2 auf. Djokovic machte vor allem die große Hitze zu schaffen, er war körperlich am Ende.

Djokovic hatte die gesamte Matchdauer von 2:29 Stunden über in den Pausen Energydrinks und Bananen gegessen, um sich aufzupäppeln. Doch gegen den mit Vehemenz die Vorschlussrunde anstrebenden Roddick reichte das nicht. Zu Beginn des dritten Satzes hatte sich das Ende schon abgezeichnet, als der Weltranglisten-Dritte ein "Medical Timeout" nahm, beim vorzeitigen Matchende hatte es schließlich 36 Grad.

Nach Verlust der letzten fünf Games des dritten Satzes in Folge bäumte sich Djokovic noch einmal auf, indem er zu Beginn von Satz vier seinen Aufschlag zum 1:0 mit Mühe durchbrachte, nach Verlust seines nächsten Service-Games zum 1:2 zu Null war es mit seinem Widerstand aber vorbei. Für Roddick ist es sein viertes Melbourne-Halbfinale nach 2003, 2005 und 2007. Im Finale ist der US-Star bei diesem Grand-Slam-Turnier aber noch nie gestanden.

"Ich hatte Krämpfe am ganzen Körper und habe mich nicht gut gefühlt", sagte Djokovic. "Die Bedingungen waren extrem. Es ist enttäuschend, so auszuscheiden." Für ihn ist es die vierte Aufgabe bei einem Grand-Slam-Turnier. 2005 in der zweiten Runde der French Open (gegen Guillermo Coria), 2006 im Viertelfinale der French Open (gegen Rafael Nadal) sowie 2007 im Halbfinale von Wimbledon (wieder gegen Nadal) war dies schon der Fall gewesen.

Roddick hatte lange nichts von Djokovic' Problemen gemerkt, konnte die Aufgabe aber nachvollziehen. "Novak hatte lange Matches und sein letztes war auch erst sehr spät aus (Anm.: 2:27 Uhr Ortszeit). Das geht an die Reserven", meinte der 26-Jährige. "Ich hingegen bin mit meinen Spiel sehr zufrieden. Mit meinem neuen Trainer Larry Stefanski habe ich das Hauptaugenmerk auf meine Physis gelegt. Das war heute ausschlaggebend."

Indes ärgerte man sich im Lager von Djokovic, dass seine Partie nicht für die "Night Session" angesetzt worden war. So war die Erholungszeit nach seinem Viersatzsieg gegen den Zyprioten Marcos Baghdatis stark gekürzt. Während Djokovic aber nicht viel darüber sagen wollte - "Ich wollte am Abend spielen, der Wunsch wurde nicht erfüllt. Ich will das Kapitel abschließen" -, meinte sein Coach Marian Vajda: "Da ist einfach ein Zeichen mangelnden Respekts gegenüber Novak."

Roddick trifft am Donnerstag im Halbfinale wie erwartet auf Roger Federer und darf sich angesichts der Leistung des Schweizers im Viertelfinale nicht viel Chancen auf das Finale ausrechnen. Denn der als Nummer zwei gesetzte Federer ließ dem achtgereihten argentinischen Jungstar Juan Martin del Potro nicht den Funken einer Chance und siegte in 80 Minuten 6:3,6:0,6:0. Im Head-to-Head steht es damit 4:0.

Zwei Tage davor hatte Federer größte Mühe, den Tschechen Tomas Berdych in fünf Sätzen in die Schranken zu weisen. Da hatte der 27-Jährige schon angekündigt, dass er viel aus so einem Match lernen könne, und so dürfte es auch gewesen sein. Denn nach einem frühen Break zum 3:1 spielte Federer völlig befreit auf und degradierte den in der Weltrangliste nur vier Positionen hinter ihm klassierten Südamerikaner zum Statisten.

Federer gelangen reihenweise Schläge in Perfektion, dem davor heuer in acht Partien noch ungeschlagenen Del Potro blieb nur ein gewaltiges Maß an Frustration. "Ich habe in diesem Match nicht existiert", meinte der 20-Jährige. "Er hat wie eine Nummer eins gespielt. Für mich war es einfach ein schlechter Tag, denn nervös war ich nicht. Das ist eben Roger Federer. Wenn man gegen ihn nicht gut spielt, verliert man. Und er hat perfekt gespielt, da war nichts zu machen."

Sein 27-jähriger Gegner hingegen war über die Qualität seines eigenen Spiels überrascht: "Ich bin entzückt, so etwas passiert nicht alle Tage. Ich hätte mir ein schwierigeres Match erwartet. Ich bin auch sehr zufrieden, dass das Fünfsatz-Match gegen Berdych keine Spuren bei mir hinterlassen hat." Tatsächlich lautete das Punkteverhältnis in den letzten beiden, zusammen nur 45 Minuten dauernden Sätzen 50:14.

"Am Anfang war es eng, aber dann habe ich seinen Aufschlag und sein ganzes Spiel immer besser gelesen", analysierte Federer mit jener Selbstverständlichkeit, die er vorher auf dem Platz gezeigt hatte. Gegen Roddick sieht es in der Bilanz für den Eidgenossen mit 15:2 auch sehr gut aus. Den jüngsten Vergleich im April in Miami gewann aber Roddick. Federer: "Ich bin froh, dass Andy wieder da ist. Er spielt sehr solide, hat die Top Ten seit sieben Jahren nicht verlassen."

Roddick ist aber nicht nur deshalb nicht zu unterschätzen. Er ist nach dem Verlust einiger Kilos deutlich schneller, spielt vor allem auf der Rückhand wesentlich sicherer und insgesamt auch geduldiger. Seine Hauptwaffe ist natürlich weiter der krachende Aufschlag, aber den Unterschied macht die Fitness aus. "Es ist ein bisschen einfacher, den Ball gut zu treffen, wenn man ihn erreicht", sagte er lakonisch.

Mit seinem 19. Grand-Slam-Halbfinale in Serie baute Federer seinen Rekord aus, den hatte davor der gebürtige Tseche Ivan Lendl mit 10 Halbfinal-Einzügen in Majors en suite gehalten. Federer fehlen nun nur noch zwei Match-Siege, um mit dem Gewinn seines 14. Grand-Slam-Turniers den Rekord des US-Amerikaners Pete Sampras einzustellen.

Sicher ist bereits, dass am Samstag zumindest eine Russin um den Damen-Titel spielen wird. Denn nach Wera Swonarewa (6:3,6:0 gegen die Französin Marion Bartoli) schaffte auch die als Nummer drei gesetzte Dinara Safina den Einzug in die Vorschlussrunde, indem sie die 25-jährige Lokalmatadorin Jelena Dokic 6:4,4:6,6:4 besiegte. Die australische Wildcard-Spielerin ging damit auch in ihrem fünften Match in diesem Turnier über drei Sätze, diesmal aber mit dem schlechteren Ende für sich.

Safina hat damit seit den French Open 2008 nur in Wimbledon ein Grand-Slam-Halbfinale verpasst und ist weiter auf den Spuren ihres Bruders Marat Safin, 2005 Sieger der Australian Open. "Es tut mir leid, dass ich eine Australierin aus dem Bewerb geworfen habe", sagte die 22-Jährige zum Publikum. "Ich hoffe, ihr unterstützt mich im Halbfinale trotzdem." Dokic: "Sicher bin ich enttäuscht, aber das Positive überwiegt. Es war ein toller Start in die Saison, mehr konnte ich nicht verlangen." (APA)