München - Mit einem deutlichen Gewinnsprung hat Siemens im ersten Quartal dem weltweiten Konjunktureinbruch noch getrotzt. Allerdings erhielt der Konzern bereits weniger Bestellungen und blickt vorsichtiger in die Zukunft, wie er am Dienstag vor Beginn der Hauptversammlung in München mitteilte. An seinen Gewinnzielen hielt das Unternehmen dennoch fest. "Wir sind ausgezeichnet in das Jahr 2009 gestartet", erklärte Konzernchef Peter Löscher.

Trotz erster Bremsspuren verdiente Siemens im ersten Quartal noch gut. Das Ergebnis der Sektoren, das die Entwicklung des operativen Geschäfts widerspiegelt, stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 20 Prozent auf 2,005 Mrd. Euro. Der Umsatz legte um 7 Prozent auf 19,634 Mrd. Euro zu. Beim Auftragseingang verzeichnete der Technologiekonzern zwischen Oktober und Dezember jedoch ein Minus von 8 Prozent auf 22,22 Mrd. Euro.

Hehre Ziele

Trotzdem bekräftigte Siemens-Chef Löscher die Gewinnziele. "Deren Erreichung ist heute allerdings noch ambitionierter geworden", räumte er ein. "Wir werden uns das jedes Quartal sehr genau ansehen." Das Unternehmen peilt im laufenden Geschäftsjahr weiterhin ein Ergebnis der drei Sektoren zwischen 8 und 8,5 Mrd. Euro an. "Wir sind besser gerüstet als viele unserer Wettbewerber", sagte Löscher. Es seien bisher keine großen Aufträge storniert worden.

Finanzchef Joe Kaeser erklärte, Siemens erwarte gegenüber 2008 zwar einen Rückgang beim Auftragseingang, der Umsatz werde 2009 aber nicht unter dem Wert des Vorjahres liegen.

Unter dem Strich verdiente Siemens im ersten Quartal 1,23 Mrd. Euro. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist dies zwar ein Gewinnrückgang um 81 Prozent. Damals aber konnte der Konzern aus dem Verkauf seiner Autozulieferer-Sparte VDO Sondereinnahmen in Höhe von 5,4 Mrd. Euro verbuchen.

Zum Wachstum trug im ersten Quartal besonders der Energie-Sektor bei: Im Vergleich zum Vorjahresquartal verdoppelte sich dort das Ergebnis. Auch im Gesundheitssektor konnte Siemens einen Anstieg bei Umsatz und Auftragseingang vermelden. Dagegen machte sich im für Siemens bedeutenden Industriesektor der Abschwung bereits deutlich bemerkbar. Die Bestellungen brachen dort um 11 Prozent ein. Das Sektoren-Ergebnis sank um 9 Prozent auf 907 Mio. Euro.

Kurzarbeit an drei Standorten

"Ich glaube die schwierigen Quartale liegen noch vor uns", erklärte Löscher. Mit den Arbeitnehmervertretern sei man in Gesprächen über Kurzarbeit an drei deutschen Standorten. Man werde aber auch andere Möglichkeiten wie den Abbau von Überstunden nutzen. 2009 werde zwar ein schwieriges Jahr, aber "wir sehen keinen Grund, in den Chor derer einzustimmen, die mit düsteren Äußerungen die Stimmung weiter in den Keller ziehen", erklärte Löscher.

Nach dem angekündigten Ausstieg aus dem Bau von Atomkraftwerken mit dem französischen Areva-Konzern kündigte Löscher eine rasche Suche nach einem neuen Partner an. Siemens werde sich weiter in der Kernenergie engagieren und zügig Verhandlungen mit möglichen neuen Partnern aufnehmen, sagte der Siemens-Chef. Der Münchner Konzern will das deutsch-französische Joint Venture mit Wirkung spätestens zum 30. Jänner 2012 kündigen, weil er zu wenig unternehmerische Einflussmöglichkeiten sieht. (APA/AP)