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Am Eröffnungsmarsch nahmen Tausende Menschen teil

Foto: epa/Oswaldo Forte

Ein langer tropischer Regenguss trübte die Stimmung nicht, im Gegenteil: Die traditionelle Eröffnungskundgebung des neunten Weltsozialforums, zu der Zehntausende durch die Innenstadt der Amazonasmetropole Belém zogen, stand im Zeichen brasilianischer Ausgelassenheit.

Sambatrommeln, revolutionäre Sprechchöre, bunte, aber auch viele rote Fahnen: Einen Nachmittag lang drückten die Aktivisten der Millionenstadt ihren Stempel auf.

Bis kommenden Montag findet das Gros der 2600 Veranstaltungen, zu denen um die 100.000 Menschen nach Belém gekommen sind, auf zwei abgelegenen Universitätsgeländen statt.

Noch mehr als bei den vier Foren in Porto Alegre von 2001 bis 2005 dominieren die Brasilianer. Wegen dem langen Weg nach Belém sind selbst aus den Nachbarländern viel weniger Basisaktivisten angereist. Afrobrasilianer und Indígenas rahmten die bunte Demonstration mit kulturellen Aktivitäten ein.

Solidarität mit den Palästinensern war ein Hauptthema auf Plakaten und Transparenten. Zu diesem Zweck bildeten sogar die notorisch zerstrittenen Linksparteien aus dem Großraum Belém ein Aktionsbündnis. Mehrere Gruppen fordern, israelische Regierungspolitiker wegen der Invasion und Bombardierung Gazas vor ein UN-Kriegsverbrechertribunal zu zitieren.

Die US-Regierung fiel diesmal als Hassobjekt weg - Barack Obama ist auch für viele Forumsteilnehmer ein Hoffnungsträger.

Die Weltfinanzkrise, ein Schwerpunkt des Forums, treibt die angereisten Attac-Aktivisten aus Europa, Lateinamerika und Japan um. "Das globale Attac-Netzwerk arbeitet hier vor allem an Antworten auf die Krise", sagte Hugo Braun aus Deutschland.

Der Abend gehörte den indigenen Völkern aus Amazonasgebiet und dem Andenraum. Gesänge wechselten sich mit Tanzeinlagen ab, und der Peruaner Miguel Palacín rief: "Wir müssen unsere Flügel vereinen, um die Ausbeutung unserer Mutter Erde zu beenden". (Gerhard Dilger aus Belém/DER STANDARD, Printausgabe, 29.1.2009)