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Der Cyberdoc ist für niedergelassene Ärzte eine gute Ergänzung

Foto: APA/Guenter R.Artinger

Was Menschen dazu bewegt vorzugsweise Mediziner im Netz zu konsultieren, erklärt sich Astrid Mager, Gastlektorin am Institut für Wissenschaftsforschung der Universität Wien, folgendermaßen: "Sensible Fragen lassen sich anonym wesentlich leichter formulieren und vermutlicht steckt hinter dem Besuch eines Arztes im Internet oft auch nur reine Bequemlichkeit".

Ausgebildeter Mediziner oder Gesundheitsportale

Die Rede ist vom Cyberdoc. Webdoktor oder Doktor Google wird er alternativ auch gerne genannt. Wer er ist und was er im World Wide Web tut oder vielmehr tun darf, ist nicht exakt definiert. Deshalb verstehen manche Menschen darunter den ausgebildeten Mediziner, der neben seiner Arbeit im niedergelassenen Bereich, sein medizinisches Wissen auch im Netz feilbietet. Andere dagegen betrachten den Begriff Cyberdoc als eher inflationär und wähnen dahinter keine einzelne Person, sondern die allgemeine Nutzung des Internets als Quelle medizinischer Information.

Diagnostizieren und therapieren verboten

Vom realen Mediziner in der virtuellen Welt, dürfen sich die User freilich relativ wenig Hilfe für die Lösung gesundheitlicher Probleme, erwarten. "Weder Diagnosestellungen noch Verordnungen von Therapien sind im Netz erlaubt", so Mager. Ohne persönliches Gespräch und Untersuchung erscheint das Erstellen einer korrekten Diagnose in der Tat eher schwierig. Was dem virtuellen Arzt als Tätigkeit bleibt, ist ausschließlich die medizinische Beratung und die ist wiederum nicht ganz so neu. Arzt-Patienten-Kontakte werden seit jeher durch beratende Telefonate sinnvoll ergänzt. Seit es das Internet gibt, wird dem schriftlichen Emailverkehr aber der Vorzug gegeben.

Beratung für chronisch Kranke

"Immer mehr Ärzte beraten und begleiten online Patienten, die sie schon aus der eigenen Praxis kennen", erzählt die Wiener Soziologin. Ein Zusatzservice, das vor allem chronisch kranken Menschen gesundheitliche Vorteile bietet. Wenn der Arzt die Krankengeschichte des Patienten in- und auswändig kennt, dann lassen sich Fragen zu Medikamenten oder Beschwerden manchmal bereits auf elektronischem Weg klären. Verpflichtet beantworten muss der Arzt medizinische Fragen per Email allerdings nicht und manchmal ist die Aufforderung zum persönlichen Besuch in der Praxis einfach die bessere Lösung.

All jenen Patienten ist eines jedenfalls garantiert: Wer seinen Cyberdoc aus dem wirklichen Leben kennt, kann sich wahrscheinlich darauf verlassen, dass dieser bei der Beantwortung seiner Fragen persönlich vor dem Computer sitzt. Kennt er ihn allerdings nicht, so ist stets zu befürchten, dass vielleicht kein Arzt, sondern irgendein Quacksalber medizinische Weisheiten verbreitet. "In der Regel bürgen Gesundheitsportale, die Medizinern als Plattformen dienen, für die Qualifikation ihrer Cyberdocs", weiß Mager. Kontaktdaten finden sich im Impressum. Digitale Gütesiegel, wie das Schweizer HON-Logo der Health on the Net Foundation, bieten Nutzern zusätzlich die Möglichkeit medizinische Webangebote auf Seriosität zu prüfen.

Zusatzservice Cyberdoc

Mit Arzt-Patienten-Beziehungen im Netz wie auch in der wirklichen Welt, hat sich bis zuletzt ein Projekt des Instituts für Wissenschaftsforschung auseinandergesetzt. Das Thema: "Virtuell informiert": Das Internet im medizinischen Feld. Untersuchung von Rolle und Auswirkungen des World Wide Web als Quelle für Gesundheitsinformationen im österreichischen medizinischen Kontext.

"Die entscheidende Frage für uns war, herauszufinden welche Rolle medizinische Informationen aus dem Netz für die Arzt-Patienten-Beziehung spielt", erklärt Mager, die an der Umsetzung des Projektes maßgeblich beteiligt war. Nach Auswertung der erhobenen Daten, hat sich unter anderem eines gezeigt: Die jüngere Generation von Ärzten macht sich viele Vorteile des Internets mittlerweile zunutze und bietet den eigenen Patienten Emailkommunikation als begleitendes Zusatzservice immer häufiger an. Aufgeschlossene Patienten wissen das medizinische Angebot sinnvoll zu nutzen. Um auf reale Arztbesuche komplett zu verzichten, reicht das erworbene Wissen aber sicher nicht aus. (Regina Philipp, DerStandard.at, 27.1.2009)